Emre Can stand gegen Heidenheim gleich dreifach im Fokus. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl verteidigt den Kapitän – und erklärt, wo man ihn manchmal bremsen muss.
BVB-Kapitän erklärt Jubelgeste
Eine Ausnahme war Emre Can nicht. Mit Silvan Widmer (Mainz), Christopher Trimmel (Union Berlin) und Anthony Losilla (Bochum) saßen noch drei weitere Bundesliga-Kapitäne am dritten Spieltag auf der Bank, Willi Orban (Leipzig) fehlte zudem rotgesperrt. Die größten Diskussionen aber gab es deswegen rund um Borussia Dortmund.
Can stand schließlich nicht nur im Fokus, als der BVB seine Startelf veröffentlichte, sondern auch mit seinem souveränen Elfmetertor zum 4:2-Endstand gegen Heidenheim – und seinem Jubel danach. Der Nationalspieler formte mit seiner Hand einen sprechenden Mund und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen, alles mit ernstem Gesichtsausdruck. „Die Leute wissen, wer gemeint ist“, erklärte Can bei DAZN. Die Geste sei weder an den Trainer noch „die echten Fans“ gerichtet gewesen.
Ob seine Kritiker damit tatsächlich verstummen, bleibt abzuwarten. Sebastian Kehl kann die Diskussionen um Can sowieso „nicht so ganz nachvollziehen“, wie er am Sonntag bei Sky90 betonte. „Wir kriegen sie natürlich alle mit, und natürlich beschäftigen sie auch einen Spieler, der versucht, mit ehrlichem Arbeiten für diesen Klub zu spielen“, so der Sportdirektor. „An der einen oder anderen Stelle wurmt ihn das.“
Zwar habe Can beim BVB Phasen gehabt, in denen es „fußballerisch und sportlich nicht so top war, aber er ist keiner, der sich dann versteckt. Er hat eine unglaubliche Akzeptanz in der Kabine, sein Wort hat Gewicht, das ist wichtig. Auch wie er nach dem Spiel mit dieser Situation vom Freitag umgegangen ist, hat Größe gezeigt.“
Kehl: „Manchmal muss man ihm diesen Druck nehmen“
Er akzeptiere die Entscheidung von Trainer Nuri Sahin, „die Mannschaft steht über allem“, hatte Can gesagt. „Es werden noch Spiele kommen, in denen ich von Anfang spielen werde. Von daher kein Problem.“ Kehl lobt den Kapitän auch dafür explizit. „Diese Mentalität werden wir in dieser Saison brauchen. Denn wir werden ein paar harte Entscheidungen treffen müssen. Wir brauchen erwachsene Spieler, die nicht dieses eine Spiel sehen, sondern das Große und Ganze.“
Gleichzeitig wollen die BVB-Macher Can helfen, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. „Emre macht sich sehr viele Gedanken, manchmal vielleicht zu viele – weil er jemand ist, der versucht, es allen recht zu machen und allen zu helfen, der Verantwortung übernehmen will“, weiß Kehl. „Manchmal muss man ihm vielleicht diesen Druck nehmen, den er sich selbst macht.“