Gut drei Monate nach seinem Kreuzbandriss ist Ozan Kabak zurück im Trainingszentrum der TSG Hoffenheim und arbeitet an seinem Comeback. Die Verletzung des Türken war ein Mosaiksteinchen beim Aus der langjährigen sportlichen Leitung um Alexander Rosen.
Verteidiger arbeitet an seinem Comeback
Dass Kabaks bei der Nationalmannschaft erlittener Kreuzbandriss die Kraichgauer schwer treffen würde, war von vornherein klar. Der Rechtsfüßer war in einer anfälligen Dreierkette, die vergangene Saison trotz der Europapokal-Qualifikation 66 Gegentreffer hinnehmen musste, über die gesamte Spielzeit betrachtet die stabilste Kraft. Doch die schwere Verletzung hatte auch auf einer anderen Ebene als der sportlichen Folgen.
Engelhardts Kritik wirkt befremdlich
Denn die Transferpolitik des Ende Juli freigestellten Ex-Geschäftsführers Rosen und dessen Team folgte in aller Regel zumindest bei größeren Investitionen dem Plan: Erst einnehmen, dann ausgeben. Diese Doktrin sowie die Maßgabe, ein Transferplus zu erwirtschaften, sollte den Klub zukunftsfähiger und unabhängiger machen von Kapitalgeber Dietmar Hopp, dessen stiller Einlage respektive liquiditätsstützender Darlehen sowie dem Einfluss des Spielerberaters Roger Wittmann, der mit Hopp befreundet ist.
Insofern wirkt die jüngste Kritik der zweiten Vereinsvorsitzenden Simone Engelhardt, wonach Rosen auch genug Geld zur Verfügung gehabt hätte, um – wie nach seinem Aus geschehen – auf dem Transfermarkt anzugreifen, befremdlich. Denn eigentlich hatte Engelhardt diesen Kurs lange gestützt, genau wie der Anfang Juli zurückgetretene Ex-Vereinschef Kristian Baumgärtner.
Verkaufskandidaten Bruun Larsen und Kabak
Schon früh in der abgelaufenen Transferperiode zeichnete sich ab, dass sich der Poker um Maximilian Beier, der letztlich für rund 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund ging, lange hinziehen könnte. Also brauchten Rosen und Co. alternative Verkaufskandidaten, die der TSG einen gewissen Spielraum beschert hätten, und hatten sie auch in Jacob Bruun Larsen nach dessen ordentlicher Saison bei Premier-League-Absteiger FC Burnley und eben Kabak.
Für Bruun Larsen wäre eine ordentliche, einstellige Millionensumme realistisch gewesen. Doch auch durch die Verwerfungen Ende Juli, die den Klub eine gewisse Zeit lähmten, bewegte sich in der Personalie nichts, so dass der Däne blieb und nun angesichts seines 2025 auslaufenden Vertrags womöglich ohne Ablöse geht. Dass sich Kabak kurz vor der EURO das Kreuzband riss, erschwerte die Lage für Rosen.
Der Verteidiger galt nach kicker-Informationen als potenzieller Verkaufskandidat, der für einen niedrigen, zweistelligen Millionenbetrag hätte gehen können. Ob der Interessenten der vergangenen Jahre an dem 24-Jährigen, dessen Fähigkeiten, Vita und Alter kein unrealistisches Szenario. Doch ein Verkauf war logischerweise nicht mehr möglich und damit auch keine Einnahme für größere (und nötige) Investitionen – damit war die Verletzung ein Mosaiksteinchen beim Rosen-Aus.
Verteidiger zurück im Trainingszentrum der TSG
Sei es wie es sei, drei Monate nach der Operation ist Kabak zurück im Trainingszentrum in Zuzenhausen und arbeitet in der Reha am Comeback. „Es geht besser jeden Tag. Es ist natürlich eine schwere Zeit für mich, die ersten drei Monate waren sehr schwer. Es ist für mich schwer, nur auf der Couch zu sitzen und die Spiele anzuschauen“, sagte er dem klubeigenen TV.
„Ich trainiere und gebe Gas.“ Mehr als einfache Koordinations-, Kräftigungs- und Dehnübungen sind logischerweise noch nicht drin. Dass er aber schmerzlich vermisst wird, zeigten die überschaubaren Leistungen seiner Stellvertreter Robin Hranac und Tim Drexler beim 1:3 bei Eintracht Frankfurt zuletzt.