Zweimal hat der in dieser noch jungen Spielzeit schon Geschichte geschrieben, ließ dem mit sieben Punkten aus drei Spielen besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte die mit acht Niederlagen in Folge längste Pleitenserie der Historie folgen. Und mittendrin war am Sonntag mit jener Mann, der die Hoffnungen auf den Neustart genährt hatte – beim entscheidenden 0:1 von Rani Khedira war der Australier nicht gedankenschnell genug.
Die Rolle des Hoffnungsträgers behält der 32-Jährige dennoch. Blessin hatte ihn am Sonntagabend als einen von zwei Achtern vor dem Sechser gebracht, um das Zentrum zu stärken, und der Coach befindet: „Er hat es gut gemacht.“ Die Teamkollegen stellen dem lange vermissten Anführer ein ähnlich positives Zeugnis aus. „Er ist unser Kapitän, wir haben ihn vermisst“, sagt , „man hat gesehen, dass wir mit ihm viel stabiler waren.“
Der schwedische Abwehrchef, in Abwesenheit von Irvine dessen Vertreter als Kapitän, erklärt: „Der Bereich vor unseren Verteidigern war ein wenig unser Problem, die Gegner kamen zu leicht dorthin.“ Gegen Union sah Smith in dieser Hinsicht eine Verbesserung und bringt diese vor allem mit dem Wirken des Routiniers in Verbindung: „Mit seiner Erfahrung und seinem Spielverständnis ist ‚Jacko‘ sehr gut darin, diesen Raum zu schließen.“
Blessin hatte Irvine gegen die Köpenicker auch gebracht, um Räume zu deuten. Doch gerade in der Vorwärtsbewegung, das kreidet sich Irvine auch selbst an, fehlte es am Sonntag. „Ich war präsent im Spiel und in den Zweikämpfen, aber ich war nicht ganz so viel im Strafraum, wie ich es mir gewünscht hatte.“ Seine Hoffnung für sein eigenes Leistungsvermögen ist gleichzeitig auf die Gesamtsituation am Millerntor übertragbar: „Hoffentlich kann ich in den nächsten Wochen stärker werden.“
Offensichtlich ist auch für Irvine selbst, dass er in diesen tristen Novembertagen in eine Mannschaft zurückgekehrt ist, die nicht wiederzuerkennen ist im Vergleich zu jener, der er zu Saisonbeginn noch notgedrungen zuschauen musste. Die Frage, was fehlt, beantwortet er ehrlich: „Ein bisschen Selbstvertrauen, ein bisschen Glaube, ein bisschen Glück. Ein bisschen von allem.“ Das ist, zusammengefasst, ziemlich viel. Zu viel?
Irvine will nach vorne schauen. Und, wie seit rund vier Jahren üblich, vorneweg marschieren. „Der einzige Weg ist der nach vorn, daran zu glauben und Gas zu geben. Wir müssen einen Weg finden, da wieder hinzukommen.“ Aktuell scheint dieser Weg, auch mit Irvine, ziemlich weit.
Den ersten Startelfeinsatz seit dem April hatten Jackson Irvine und St. Paulis Trainer Alexander Blessin gleichermaßen herbeigesehnt. Das Ende der Niederlagenserie bedeutete das Comeback des Kapitäns indes nicht. Das 0:1 gegen Union Berlin verschärft die Situation am Millerntor.
