Seit seiner Ankunft in Hamburg Ende August hat Luka Vuskovic schon viele Maßstäbe gesetzt. Im Nordderby ist es dem erst 18-jährigen Verteidiger gelungen, noch einen draufzusetzen.
HSV-Youngster erklärt sein Traumtor
Der Freistoß von Fabio Vieira segelte halbhoch und scharf in den Strafraum, aber in den Rücken von Luka Vuskovic, der sein rechtes Bein nach oben schwang und das Spielgerät hinter seinem Körper entlang mit der Hacke zum 2:1 ins Tor von Werder-Keeper Mio Backhaus wuchtete. Eine Aktion, die beste Aussichten bei der Wahl zum „Tor des Monats “ hat und in der die Tottenham-Leihgabe sämtliche Fähigkeiten vereinte: Technik, ungeheure körperliche Wucht und ausgeprägtes Selbstbewusstsein.
Auf den TV-Bildern ist sichtbar, wie der in dieser Szene hinter Vuskovic postierte Nicolai Remberg nach dem Einschlag des Balles im Netz anscheinend ungläubig die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Tatsächlich bestätigte der Mittelfeldspieler nach dem Nordderby: „Ich konnte erst gar nicht jubeln, weil ich dachte: Wie geht das denn? Was macht der da? Luka ist unglaublich, ich sage ja immer, der Junge ist gezüchtet.“
Die Qualität des Verteidigers ist außergewöhnlich für einen Aufsteiger
Tatsächlich ist Remberg, Spitzname „Rambo“, nicht ganz und gar unbeteiligt an diesem spektakulären Tor. Sagt zumindest der Schütze. Seit 2018 und dem Gastspiel des früheren Schalkers und Mainzers Christoph Moritz steht in den Katakomben des Volksparkstadions eine Teqball-Platte, ein gewölbter Tischtennis-ähnlicher Tisch, auf dem mit einem Fußball gespielt wird. Vuskovic erklärt sein Tor-Geheimnis mit Übungsstunden: „Ich spiele fast täglich Teqball mit ‚Rambo‘. Das hat mir in dem Moment geholfen.“
Vuskovic selbst ist ebenfalls eine große Hilfe, nimmt während der Hinrunde nicht nur exakt jene Rolle ein, die ihm die Verantwortlichen zugedacht haben, sondern hat die Erwartungen bislang übererfüllt. Er besticht durch seine Ausstrahlung, eine ungemeine Präsenz, insbesondere im Luftzweikampf. Und durch Torgefährlichkeit. Während seiner letzten Leihstation, beim belgischen Erstligisten KVC Westerlo, erzielte der Tottenham-Profi beachtliche sieben Saisontore. Nachdem er im September gegen Heidenheim (2:1) das erste Saisontor des HSV markiert hatte, machte er am Sonntag gegen Werder auch das bislang schönste.
Selbst Steffen kann „nur gratulieren“
Vuskovic gesteht, er habe in der Entstehung auch „ein bisschen Glück gehabt“. Und sagt, weshalb er sich für diese artistische Art und Weise im engen Getümmel entschied: „Ich hätte in dieser Situation nichts anderes machen können.“ Sein Trainer Merlin Polzin fand die Aktion „einfach unfassbar“, und selbst Bremens Coach Horst Steffen blieb in der Rolle des Gratulanten zurück: „Auf die Art und Weise, wie das Tor passiert ist, kann man nur gratulieren.“
Eine Gratulation gebührt eindeutig auch den Hamburger Verantwortlichen für den Leih-Deal mit dem Bruder des noch bis zum kommenden November gesperrten Mario Vuskovic. Die emotionale Verbindung von Luka zum HSV hat Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa fraglos geholfen, ihre Geduld und Beharrlichkeit im Poker mit Tottenham aber war bemerkenswert in einer Phase, da die Hanseaten dringend Verstärkung benötigten – und mit dem designierten kroatischen WM-Fahrer eine bekamen, die außergewöhnlich ist für einen Aufsteiger.
Seit seiner Ankunft in Hamburg Ende August hat Luka Vuskovic schon viele Maßstäbe gesetzt. Im Nordderby ist es dem erst 18-jährigen Verteidiger gelungen, noch einen draufzusetzen.
