Mit nur einem Punkt aus den zurückliegenden fünf Partien ist der HSV der Abstiegszone wieder bedrohlich nahegekommen. Das war generell erwartbar in dieser Spielzeit nach sieben Jahren im Unterhaus; alarmierend ist, dass der Auftritt auch dem eines Abstiegskandidaten entsprach. Das zog sich vor allem durch die ersten 40 Minuten – und von vorn bis hinten. Und selbst in einer Phase, da das Spiel unter Kontrolle schien, wurde es nicht gut, vielmehr reichte ein langer Ball, um eiskalt erwischt zu werden.
„Uns haben Gier und Galligkeit gefehlt“
Der positivste Aspekt aus Hamburger Sicht ist der selbstkritische Umgang mit dem Dargebotenen. „Die Mannschaftsleistung haben wir uns so nicht vorgestellt“, sagt , „wir waren in der ersten Hälfte viel zu passiv.“ In dieser rettete allein der Keeper den HSV mehrfach vor einem Rückstand. Der 32-Jährige parierte herausragend gegen Kade (5.), stark gegen Kömür (20.) und aufmerksam gegen Giannoulis (23.). „Uns haben Gier und Galligkeit gefehlt“, bemängelte er und bekam Flankenschutz von : „Wir waren nicht intensiv genug. Eigentlich macht uns genau das aus.“
Am Samstagnachmittag verteidigte der HSV luftig und blieb offensiv harmlos. Die Hoffnung, dass Ransford Königsdörffer durch sein Jokertor gegen Dortmund (1:1) befreit sein würde, ging nicht auf. Der Mittelstürmer verrichtete bei seinem Startelf-Comeback zwar viel Laufarbeit, ließ aber abermals Durchschlagskraft und Überzeugung vermissen. Hinzu kam: Auch um ihn herum passierte nicht viel. Merlin Polzins Schachzug, neben Albert Sambi Lokonga auch den zweiten Spielmacher Fabio Vieira, dieses Mal anstelle von Rayan Philippe auf Rechtsaußen, zu bringen, ging nicht auf – in dieser Ausrichtung fehlte dem Spiel jeglicher Tiefgang, zumal auch Jean-Luc Dompé links kaum durchkam.
Polzin wollte das Stürmerthema während der Woche nicht aufmachen und ist der Frage nach Bedarf im Winter angesichts der erneuten ausgewichen, lediglich neun erzielte Tore aber belegen die Problemzone deutlich. Hinzu kommt: Vier Treffer (gegen Mainz) erzielte der HSV in einem Spiel, ging aber in sechs Partien komplett leer aus. Und er leistete sich nach dem 0:1 gegen Wolfsburg mit der hochverdienten Pleite in Augsburg die nächste Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten, verlor also erneut eine Partie gegen einen Gegner, der selbst in einer Leistungsdelle war – genau das könnte am Ende zu wenig sein, um die Liga zu halten.
„Wir hätten hier nichts verdient gehabt“, sagt Remberg ehrlich, „sonst sind wir viel intensiver, hauen uns in alles rein.“ Dass sich der HSV die Auszeit ausgerechnet in dieser bedeutsamen Partie nahm, ist mindestens ein Alarmsignal. Denn: Er hat in den zurückliegenden Wochen, mitunter auf schmerzhafte Art und Weise erfahren müssen, dass selbst Leistungen am Limit in dieser Liga nicht zu Siegen reichen müssen. Wenn sich der Neuling derartig weit vom Limit entfernt bewegt wie am Samstag, kann es nicht reichen.
In den zurückliegenden Wochen hat der Hamburger SV häufig mehr Komplimente als Punkte bekommen, für den Auftritt in Augsburg verdient und bekommt der Aufsteiger nichts von Beidem – und gerät durch ein 0:1 und dem fünften sieglosen Spiel in Folge in eine gefährliche Schieflage.
