Mit Oliver Kahn wähnte sich Uli Hoeneß am Ziel: Ihm und den anderen Verantwortlichen beim FC Bayern war es gelungen, einen ehemaligen FCB-Spieler als neuen Vorstandschef zu installieren. Doch „das hat leider nicht funktioniert, das muss man deutlich sagen“, blickt der Ehrenpräsident im OMR-Podcast selbstkritisch zurück. 2023 musste der Ex-Torhüter nach dreieinhalb Jahren gehen.
„Oliver hat meiner Meinung nach eine ganz andere Vorstellung von einem Fußballverein gehabt, hat das Management sehr anders aufgebaut, vor allen Dingen mit vielen Beratungsfirmen“, so Hoeneß. „Hier sind ja mehr McKinseys aufmarschiert als sonst was. Für diese Dinge wurde auch viel Geld ausgegeben. Karl-Heinz Rummenigge und ich haben keinen kein Pfennig ausgegeben. Ich habe immer gesagt: Für dieses viele Geld wärt ihr am besten mit uns zwei zum Mittagessen gegangen, das wäre besser gewesen.“
Doch er sei mit Kahn „total im Reinen“ und „sauber auseinandergegangen“, sein „Traum“ lebt derweil weiter: Auch wenn Jan-Christian Dreesen „sehr gute“ Arbeit mache, würde Hoeneß gerne Ex-Profis in verantwortlicher Position beim Rekordmeister sehen. „An der Spitze sollte einer sein, der selbst gespielt hat.“
Doch „da ist mir ein kleiner Denkfehler passiert“, berichtet Hoeneß: „Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner, ich – wir haben für damalige Verhältnisse gut verdient. Ich habe in der Spitze etwa 300.000 bis 400.000 Mark brutto im Jahr verdient. Und es war mir klar, wenn ich mal aufhöre, muss ich hart arbeiten, um den Wohlstand meiner Familie zu erhalten. Spieler, die heute nach zehn Jahren aufhören und 15 Millionen verdient haben, haben 60, 70 Millionen auf der Bank. Die haben nicht den Druck, unbedingt arbeiten zu müssen, um den Wohlstand ihrer Familie zu erhalten.“
Das sei „das größte Problem“. Dazu hätten es die meisten dann auch schlicht „nicht drauf“, einen Job anzutreten, der sechs Tage pro Woche und „Minimum“ zwölf Stunden am Tag fülle, hadert Hoeneß.
Wie Hoeneß Müller umgarnte – und warum Schweinsteiger nicht Mannschaftsbetreuer wurde
Einen Wunschkandidaten hätte er. “ hätte alle Voraussetzungen: Er ist intelligent, sehr beliebt, ein toller Kerl. Ich habe ihm, statt nach Vancouver zu gehen, angeboten, dass wir ihn auf unsere Kosten ein Jahr lang durch die Weltgeschichte schicken, dass er sich in der NFL, der NBA, der NHL umschauen kann, um das Management von großen Vereinen zu lernen. Aber er hat mir gesagt: Noch nicht. Er wollte unbedingt weiter Fußball spielen. Das haben wir so akzeptiert.“
Man werde sehen, „ob er nach seiner Karriere als Spieler darauf zurückkommt, was wir ihm angeboten haben“, sagt Hoeneß und versichert: „Die Türen für ihn sind weit offen, weit offen.“
Auch hätte offenbar ganz konkret die Chance gehabt, zum FC Bayern zurückzukehren: „Vor ein paar Monaten“ bot Hoeneß dem Weltmeister nach eigener Aussage an, „so etwas wie Mannschaftsbetreuer zu werden“. „Das wäre interessant, aber muss ich dann jeden Tag da sein?“, habe Schweinsteiger gefragt und auf die Antwort „Ja, eigentlich schon“ entgegnet: „Dann geht es nicht.“
Uli Hoeneß‘ „Traum“, einen Ex-Profi an der Spitze des FC Bayern zu installieren, hat sich bislang nicht erfüllt. Wo ein Denkfehler lag – und welche Angebote Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger ablehnten.

