Dieter Hecking erklärt, wie er die Hoffnung nach Bochum zurückgebracht hat, wie er im Sommer plant – und warum Aliou Baldé gegen Leverkusen wirklich im VfL-Kader fehlte.
Bochums Trainer über seinen Start und seine Zukunft
Auch nach dem 1:1 gegen Bayer Leverkusen ist der VfL Bochum weiterhin siegloses Bundesliga-Schlusslicht, doch es ist ein anderes siegloses Bundesliga-Schlusslicht geworden: Dieter Hecking hat ein Spiel gereicht, um an der Castroper Straße neue Hoffnung zu entfachen. Wie hat der 60-jährige Trainer-Routinier („Ich muss mich der jungen Generation anpassen, nicht sie mir“) das gemacht? Im Sport1-Doppelpass sprach der neue VfL-Trainer am Sonntag über …
… seine ersten Maßnahmen: „Wir haben versucht, mit kleinen Steps in die Köpfe zu kommen. Das Erste, was ich gesagt habe: Ihr müsst lernen, dass ihr das Wort ‚gewinnen‘ auch wieder aussprechen dürft. Im Training gings ums Gewinnen – das sind Kleinigkeiten mit großer Wirkung. Da kam die Spielfreude ins Training zurück. Es geht erst mal darum, dass du eine Einheit werden und auf dem Platz mit einer klaren Struktur spielen musst.
Und es geht darum, wie widerstandsfähig die Mannschaft ist, dass sie nicht beim ersten Gegentor auseinanderfällt, dass sie Gas gibt. Es ist nicht so, dass ich da das Rad total neu erfinde. Das sind die Basics, die du im Abstiegskampf brauchst. Wenn da welche nicht mitmachen, wenn zwei sich am Spieltag rausnehmen, wirst du keine Chance haben in dieser Liga – gegen Kiel nicht, gegen St. Pauli nicht und gegen die Großen sowieso nicht. Das war mein erster Appell.“
… das Leverkusen-Spiel und die Folgen: „Für das eine Spiel ist es sehr gut gelungen, alles weitere müssen wir uns jetzt weiter erarbeiten. Was danach über uns und meine Person berichtet wurde, geht auch wieder viel zu schnell. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Vorher war alles Schutt und Asche, und es kommt jemand, der vielleicht den richtigen Halt gefunden und die Mannschaft verstanden hat. Jetzt gilt es, diesen Schwung in die letzten fünf Spiele vor Weihnachten mitzunehmen, um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Das wird wahnsinnig schwer. Die Hoffnung ist zumindest wieder da. Wer das Stadion erlebt hat: Es war immer unangenehm, in Bochum zu spielen, und das haben wir ein Stück weit wieder hergestellt. Am Ende muss Platz 15 rauskommen.“
Baldé? „Das ist sehr naiv“
… Aliou Baldé, den Hecking gegen Leverkusen aus dem Kader gestrichen hatte, nachdem er zur zweiten Trainingseinheit zu spät gekommen war: „Baldé ist ein junger Spieler. Da ging es auch nicht ums Zuspätkommen, die Ausrede war halt schlecht. Und wenn er sagt, er hat keine Handynummer von irgendjemandem im Verein, den er da anrufen kann, dass er mit seinem Auto liegengeblieben ist, dann ist das für mich sehr naiv. Dann muss ein junger Spieler auch spüren: Das geht nicht, nirgendwo, in keinem Unternehmen und auch bei uns nicht.
… eine zweite Chance für Baldé: „Ja, natürlich. Er hat ja dann am nächsten Tag auch wieder mittrainiert. So einen Elfmeter verwandle ich dann auch noch, den musst du dann machen. Das ist auch ein Zeichen an die anderen Spieler: Passt auf, ihr habt einen gewissen Spielraum, in dem ihr euch sehr gut bewegen könnt, aber wer den Spielraum verlässt, sollte nicht zu lange raus sein.“
Letzter Trainerjob? „Ich fühle mich dem Ganzen weiterhin gewachsen“
… seine Vertragslaufzeit bis zum Sommer: „Das ist eine vernünftige Regelung zwischen mir und dem VfL Bochum. Wenn es positiv ausgeht, werden wir wieder sprechen, wenn es negativ ausgeht, dann muss man gucken, was sich der Verein für die Zukunft vorstellt. Es ist für beide Seiten die richtige Vertragsdauer.“
… die Frage, ob es sein letzter Trainerjob sei: „Ich fühle mich nach wie vor gut und dem Ganzen auch weiterhin gewachsen. Ich bin jetzt in Bochum. Es ist der falsche Zeitpunkt, über mehr zu reden.“
… das kommende Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker): „Wir dürfen kein Spiel von vornherein abschenken. Wir müssen dort den Mut haben, auch Fußball zu spielen. Die Ergebnisse (des VfB, Anm. d. Red.) sind gerade nicht so, sie haben ein, zwei Fehler zu viel drin in ihrem Spiel.“