Sie hatte in ihrer aktuellen Rolle beim VfL kaum einer auf dem Zettel, selbst Trainer Ralph Hasenhüttl nicht. Jakub Kaminski und Kilian Fischer heißen die Wolfsburger Außenverteidiger. Mit Tempo und musikalischen Tönen.
Das Duo, das selbst Wolfsburgs Trainer nicht auf dem Zettel hatte
Dieses Duo hatte wohl niemand auf dem Zettel vor der Saison. Was auch daran liegt, dass Ralph Hasenhüttl nach wochenlanger Vorbereitung mit Dreierkette zum Saisonstart notgedrungen auf eine Viererkette in der Abwehr wechselte. Und weil das funktionierte, bleibt es erst einmal dabei. Mit Kilian Fischer als Rechts- und Jakub Kaminski als Linksverteidiger. Zwei große Wolfsburger Gewinner der Anfangswochen dieser Saison.
Offensivmann in defensiver Rolle
Jakub Kaminski: Er war schon der Gewinner der Vorbereitung, als Rechtsfuß spielte sich der Pole auf der linken Schiene in der Vordergrund und blieb auch mit dem Formationswechsel im Team – wenngleich auf ungewohnter Position als Linksverteidiger. Dort bekam er gleich zum Auftakt gegen den FC Bayern (2:3) seine Grenzen aufgezeigt (kicker-Note 4,5). „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe ihn dort schon vor der Saison gesehen“, räumt Trainer Hasenhüttl ein. Er weiß: „Mit Jakub links hinten ist das eine sehr offensive Variante, gegen Bayern haben wir gesehen, dass er in der Defensive gegen Top-Qualität noch lernen muss.“ Doch Kaminski ist lernwillig, das erkennt auch der Trainer. „Er ist dazu in der Lage, er ist ein sehr cleverer Spieler, ich bin sehr froh, dass er es so angenommen hat.“
Ob es beim Linksverteidiger Kaminski bleibt? Das zeigt sich dann, wenn Joakim Maehle (steht nach Sprunggelenksverletzung kurz vor der Rückkehr) und Rogerio (nach Knie-OP) wieder fit sind. Kaminskis Vorteil: Er kann problemlos auch in einem 4-2-3-1 oder 4-3-3 auf die linke Offensivposition wechseln. Bei den Fans ist der 22-Jährige beliebt, das wird aktuell noch verstärkt durch ein Video in den sozialen Medien, das Kaminski im Polen-Dress beim Singen eines Wolfsburger Kurven-Liedes zeigt. Gelebte Identifikation, die ankommt: „Geiler Typ“, heißt es in den Kommentaren, „Kuba einer von uns.“
Was Hasenhüttl nun von Fischer fordert
Kilian Fischer: Zum Vorbereitungsstart glänzte der 23-Jährige auf der rechten Schiene direkt als dreifacher Torschütze, anschließend jedoch verletzte er sich und kehrte erst zum Ende der Vorbereitung zurück. Nicht minder schwungvoll, hinten rechts eroberte er sich den Platz. „Es war nicht zu sehen, dass wir mit Kili rechts hinten spielen“, sagt Hasenhüttl, „aber er hat es sehr gut gemacht, deswegen muss er jetzt das Gefühl entwickeln, dass er festgespielt ist und sich nicht so schnell verdrängen lässt.“ Auch für Fischer ist der bald zurückkehrende Maehle ein Konkurrent, Ridle Baku könnte ebenfalls rechts hinten verteidigen, wird vom Coach aber bevorzugt offensiv eingesetzt.
Fischer hat nun zweifelsohne die Chance, nach zwei Jahren mit überschaubarer Einsatzzeit beim VfL zur Stammkraft zu werden. „Kili muss noch viel mehr Selbstsicherheit haben und sich sagen: Egal wer da kommt, ich bin fitter und schneller als er, ich kann mehr laufen, da kommt keiner an mir vorbei“, fordert der Trainer. Der Ex-Nürnberger gehört zu den schnellsten Verteidigern der Liga, 35 km/h kann er locker laufen, in dieser Saison wurde er bislang mit dem Topspeed von 33,47 km/h „geblitzt“. Fischers Fleiß ist enorm, seine Entwicklung beachtlich. „Ich freue mich sehr über Spieler“, sagt Hasenhüttl, „die extrem viel einzahlen auf das Konto der Mannschaft durch ihre extreme Einsatzbereitschaft und Laufvermögen. Das ist auf dieser Position sehr wertvoll.“ Erst einmal führt an Fischer kein Weg vorbei.