Mohammed Amoura hat sein Bundesligadebüt für den VfL gefeiert. Einer schaute dabei genau hin: Der Ex-Wolfsburger Renato Steffen, der mit dem Algerier in Lugano zusammenspielte – und kürzlich mit ihm telefonierte.
Der Schweizer kennt den Algerier aus Lugano
Die Kollegen, mit denen Renato Steffen beim VfL Wolfsburg zwischen 2018 und 2022 zusammenspielte, werden langsam weniger. Mit Koen Casteels ging gerade erst ein „guter Freund“ des Schweizers nach Saudi-Arabien. Trotzdem hat Steffen, dessen Sohn in Wolfsburg geboren wurde, immer noch einen Blick auf seinen Ex-Klub. Seit dieser Saison sogar wieder ein bisschen stärker. Denn: Mit Mohammed Amoura, dem 17-Millionen-Euro-Königstransfer der Niedersachsen, spielte er in der Saison 2022/23 noch gemeinsam beim FC Lugano. „Ein liebevoller Junge“, sagt Steffen im Gespräch mit dem kicker, „er hat das Herz am rechten Fleck.“
„Voller Energie, ohne Hemmungen, manchmal vielleicht ein bisschen übermotiviert. Ich mag das.“ (Renato Steffen über den Ex-Kollegen Mohammed Amoura)
Kürzlich haben sie sogar telefoniert, per FaceTime, berichtet der Schweizer, der immer noch in Lugano spielt. Dabei ist das mit der Kommunikation so eine Sache bei Amoura, der hauptsächlich Arabisch spricht. Und doch funktioniere die Verständigung, versichert Steffen. „Ein bisschen Französisch, ein bisschen Englisch, ein bisschen Italienisch, dazu Hände und Füße.“ Wenn er den Algerier sieht, fühlt sich der 32-Jährige immer etwas an den jungen Renato Steffen erinnert. „Voller Energie, ohne Hemmungen, manchmal vielleicht ein bisschen übermotiviert. Ich mag das.“
Beim FCL bildete das Duo häufig eine Flügelzange, am stärksten sieht Steffen seinen Ex-Kollegen aber im Offensivzentrum. „Hinter einer Spitze, als falsche Neun, dann kann er in die Tiefe gehen, dann ist es schwer, ihn zu packen. Er ist ein giftiger Spieler, der den Gegner nervt.“
Hasenhüttls Debüt-Lob: „Ein belebender Faktor“
Eine erste Kostprobe gab es am vergangenen Spieltag beim 1:2 gegen Eintracht Frankfurt, Amoura kam zur Pause ins Spiel, agierte erst zentral, ging dann auf den linken Flügel, von wo aus ihm die Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 gelang. „Er war ein belebender Faktor“, sagt Trainer Ralph Hasenhüttl. „Es ist ihm noch nicht alles gelungen, mit seiner Dribbelstärke und Schnelligkeit ist er aber sicher ein Spieler, der uns sehr guttut und immer für Schwung sorgen wird.“
Was erwartet Steffen, dem im VfL-Trikot in 144 Spielen 18 Treffer und 17 Vorlagen gelangen, von seinem ehemaligen Teamkollegen in der Bundesliga? „Ich habe ihn schon während seiner Zeit in Belgien beobachtet, da hat er im Abschluss einen Schritt nach vorne gemacht.“ Waren Amoura 22/23 an der Seite von Steffen noch acht Tore in 31 Spielen in der Schweizer Super League gelungen, so traf er in der vergangenen Saison in Belgien in der Jupiler Pro League 17-mal in 23 Partien der regulären Saison.
Den Sprung in die Bundesliga traut der Schweizer Nationalspieler (41 Einsätze), der bei der EM zu einem Kurzeinsatz gegen Italien (2:0) kam, dem Offensivmann „auf jeden Fall“ zu. „Mo ist lernwillig, die Bundesliga ist noch mal was anderes, es gibt viele schnelle Verteidiger, clevere Gegenspieler. Ich bin gespannt, wie er sich entwickelt, ob er Konstanz in seine Leistungen bringt.“
„Man muss ihn sich austoben lassen“
Er wünscht es Amoura, den er als liebevollen Menschen kennengelernt hat, „sehr angenehm, trotz der Sprachbarriere“. Wichtig sei, betont Steffen, „dass er Freude am Fußball hat, die darf man ihm nicht nehmen. Man muss ihn sich austoben lassen, ihn auch mal zur Seite nehmen, dann zahlt er das zurück.“
Und wie läuft’s bei Steffen selbst? Der 32-Jährige ist in Lugano in seinem letzten Vertragsjahr, fühlt sich wohl im Tessin, ist sportlich zufrieden. Mit dem FCL ist er mit zehn Punkten aus fünf Spielen sehr ordentlich in die Saison gestartet, zudem ist der Klub in der Conference League dabei, Anfang Oktober geht’s gegen HJK Helsinki los. Internationale Spiele, von denen Amoura in Wolfsburg noch träumt.