„Es hat so gewirkt, als ob wir sie gereizt hätten“ 

Zunächst verlief der komplett entgegen der allgemeinen Erwartungen. Schließlich war der SC Freiburg zu Gast, der zuvor in 25 Bundesliga-Gastspielen bei den Bayern noch nie gewonnen und nur dreimal unentschieden gespielt hatte. Doch dieser SC trat von Beginn an so forsch auf wie noch nie beim Branchenprimus und in der 18. Minute leuchtete auf einmal eine 2:0-Gästeführung von der Anzeigentafel.

„Es ist vieles von dem aufgegangen, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben versucht, mutig und hoch zu pressen, hatten hohe Balleroberungen, aus denen in den ersten Minuten eine Möglichkeit und dann Standardsituationen entstanden sind, die wir für uns nutzen konnten“, freute sich Julian Schuster über die erfolgreiche Anfangsphase seiner Mannschaft.

Zwei Eckbälle von führten zu den Toren. Zunächst über eine starke Hacke-Weiterleitung von am kurzen Pfosten auf den lauernden , der sein wettbewerbsübergreifend drittes Saisontor erzielte. Und dann direkt über den Kopf von , der vom desorientierten profitierte und jetzt in allen Wettbewerben bei zwei Treffern und vier Vorlagen steht.

Doch die Freiburger Hochstimmung währte nicht allzu lange. Schon vier Minuten nach dem Manzambi-Tor traf zum 1:2. Dennoch schafften es die Breisgauer bis kurz vor dem Pausenpfiff noch gut dagegenzuhalten, ehe dann der letztlich herausragende erneut zu viel Platz hatte und nach einem Doppelpass zum 2:2 traf.

Da sind wir natürlich ins hohe Risiko gegangen und das hohe Risiko hat dann auch hintenraus zu den Gegentoren geführt.

Matthias Ginter über die Anfangsphase

Insbesondere sein französischer Landsmann war als direkter Gegenspieler mit Olise komplett überfordert, wurde von den Kollegen aber auch nicht gut genug unterstützt. So ließ etwa Derry Scherhant Olise vor dem 2:2 viel zu unbehelligt den Doppelpass spielen und in den Strafraum laufen.

„Die ersten 20, 30 Minuten waren echt gut. Da sind wir natürlich ins hohe Risiko gegangen und das hohe Risiko hat dann auch hintenraus zu den Gegentoren geführt“, analysierte der erfahrene Ginter und verteidigte das Vorgehen, sich nach der 2:0-Führung nicht gleich tief zurückgezogen zu haben. „Im Nachhinein hätte man vielleicht sagen können, wir ziehen uns mehr zurück und verteidigen nur noch, aber man weicht auch ungern von seinem Plan ab, wenn es so gut läuft.“

Auch beschäftigte hinterher die Frage, „ob wir vielleicht früher in einem tieferen Block hätten verteidigen sollen“. Aber bei allen Überlegungen bleibt stets festzuhalten: Gegen diese aktuell individuell, aber auch spielerisch im Kollektiv enorm hohe Qualität der Bayern hätte das wahrscheinlich auch nicht entscheidend geholfen. So stellte Ginter fest: „Bayern hat dann später auch, als wir tief stand, Chancen kreieren können. Sie haben einfach die Qualität. Da war es schwierig, noch etwas entgegenzusetzen in der zweiten Hälfte.“

Bitteres drittes Gegentor nach einer Ecke

Zumal der frühe, ungewohnte Rückstand – Bayern lag diese Saison noch nie mit zwei Toren hinten – etwas bei den Gastgebern auslöste: „Es hat so gewirkt, als ob wir sie gereizt hätten“, sagte Ginter: „Aber klar ist natürlich, dass man es trotzdem irgendwie versucht und sich Etappenziele setzt, bis zur Halbzeit, bis zur 60. Minute.“

Da aber nach dem verpassten Halbzeit-Zwischenziel machten die SC-Profis den Bayern auch das dritte Tor in der 55. Minute zu einfach, als von Gegenspieler freigeblockt wurde, kein Kollege half und er dann einen Eckball aus wenigen Metern unbehelligt volley mit dem Fuß versenken konnte. „So ein Standardgegentor darf gerade in München nicht fallen. Aber früher oder später hätten sie eh den Druck erhöht und das haben sie insgesamt nach dem 0:2 aus ihrer Sicht gemacht“, analysierte Ginter.

„Dinge, die uns für die nächsten Wochen helfen“

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass der SC zwar wieder mal auswärts bei einem Top-Klub eine Klatsche kassierte, aber zumindest teilweise zufrieden sein konnte. „Wenn du hier verlierst, dann ist mir wichtig, dass Dinge dabei sind, die uns für die nächsten Wochen helfen. Die habe ich definitiv gesehen. Unser Anspruch muss es dennoch sein, vor allem besser zu verteidigen, als wir es in der zweiten Halbzeit getan haben“, zog Schuster ein treffendes Fazit.

Am Donnerstag in der Europa League in Pilsen sowie am Sonntag gegen Liga-Kellerkind Mainz ist sein Team gefordert, diese Dinge wieder in Erfolge umzumünzen.

Carsten Schröter-Lorenz

 Freiburg führte früh mit 2:0 in München – und ging dann noch 2:6 unter. Wegen eigener defensiver Mängel, vor allem aber wegen der Extra-Klasse der Bayern. Der SC kann dennoch Positives mitnehmen. 

 

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