Emotionen und Erinnerungen: Netzer „tief berührt“

Herausragender Fußballer, schillernde Persönlichkeit, Ikone: Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund widmet Günter Netzer eine multimediale Sonderausstellung „Netzer – Die Siebzigerjahre“. Der „erste Popstar des deutschen Fußballs“ zeigte sich bei der Preview-Veranstaltung tief berührt.. Deutsches Fußballmuseum eröffnet Ausstellung. 300 geladene Gäste fanden sich am Montagabend, einen Tag vor der offiziellen Publikumseröffnung, zur Preview-Veranstaltung im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund ein. Frühere Mitspieler wie Paul Breitner, Rainer Bonhof, Wolfgang Kleff, Herbert Laumen, Horst Hrubesch, Manfred Kaltz, Jimmy Hartwig, Rudi Kargus, Klaus Fischer, Helmut Kremers, Toni Schumacher, Horst Köppel und viele andere. DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Gisela Weisweiler, die Witwe von Trainerlegende Hennes Weisweiler. Der Künstler Andreas Gursky. Stars anderer Sportarten wie Radsport-Legende Jan Ullrich. Natürlich mittendrin im Geschehen, mit Ehefrau Elvira und Tochter Alana an seiner Seite: Günter Netzer selbst. Der „King vom Bökelberg“ und „erste Popstar des deutschen Fußballs, wie der einst geniale Spielgestalter von Borussia Mönchengladbach auch heute noch bezeichnet wird.. „Dass so viel Großartiges bebildert und gesagt wurde, das ist eine Ehre für mich“. Netzer-Interview: „Ich hätte sicher die Klasse von Pelé erreicht – mit mehr Ehrgeiz“ (k+). Würdigung über Netzer: Lebemann. Rebell. Legende. (k+). Die Sonderausstellung, die bis Anfang Oktober und in Kooperation mit Borussia Mönchengladbach gezeigt wird, sei „eine Hommage an eine außergewöhnliche Persönlichkeit und werde vor allem die Herzen der Fußballromantiker höher schlagen lassen“, sagt Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums. Zu sehen gibt es Netzer, „die stilbildende Fußballpersönlichkeit, in allen Facetten. Den Sportler Netzer. Den Lebemann Netzer. Den Geschäftsmann Netzer. Die auf 1000 Quadratmetern verteilte Ausstellung lässt die Besucher außerdem multimedial in die spannende (Fußball-)Welt der 1970er Jahre eintauchen. In Film und Fotografie. Mit dem Sound der 70er.. In einer 25-minütigen Show – ein kunstvolles Zusammenspiel von Videoprojektionen, Interviews und Fotos – wird die Karriere des heute 80-Jährigen nachgezeichnet. Die spektakuläre Medieninstallation verfolgte Netzer hochemotional. „Ich bin erschlagen. Diese Ausstellung präsentiert Dinge von mir, die mich tief berührt haben“, sagte Netzer anschließend mit stockender Stimme und feuchten Augen. „In diesen über 20 Minuten zu sehen, wie mein Leben verlaufen ist, welche Stationen das waren – in dieser Komprimiertheit habe ich das nie erlebt. Dass so viel Großartiges bebildert und gesagt wurde, das ist eine Ehre für mich, eine Auszeichnung.“. Breitners Rolle an Netzers Durchbruch bei Real. Netzer prägte zehn Jahre lang das Spiel bei Borussia Mönchengladbach und wechselte 1973 für drei Jahre zu Real Madrid. 1972 gewann der heute 80-Jährige mit der deutschen Nationalmannschaft den EM-Titel und wurde 1974 Weltmeister. So erinnern Exponate an Stationen aus Netzers Karriere und Erfolge: Ein Fußballschuh aus dem EM-Viertelfinale in England 1972, das die legendären „Wembley-Elf“ 3:1 gewann. Ein blau-gelber Schuh aus dem unvergesslichen DFB-Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln, als sich Netzer in der Verlängerung selbst einwechselte („Ich spiel dann jetzt“) und das 2:1-Siegtor erzielte. Trikots aus seiner Zeit bei der Borussia, bei Real und der Nationalmannschaft.. Der feierliche Abend und das Wiedersehen mit den vielen Freunden und früheren Weggefährten rief bei Netzer besondere Erinnerungen wach. Er betonte, wie viel er der Borussia und Trainer Hennes Weisweiler zu verdanken habe. Und welche entscheidende Rolle Paul Breitner für seinen Durchbruch in Madrid hatte. „Das erste Jahr war eine absolute Katastrophe. Im ersten Jahr habe ich so schlecht gespielt wie nie in Mönchengladbach. Bis dann Paul kam“, erzählte Netzer.. Breitner adelt Netzer: „Der Günter war der Künstler“. Paul und Hilde Breitner hätten ihn „in die Familie aufgenommen, ich war ein Familienmitglied bei den Breitners. Hilde hat mich bayerisch ernährt, was ich am nächsten Tag immer zu büßen hatte, wenn ich auf die Waage musste. Das waren dann die Knödel, die Kalbshaxe und das Weißbier.“ Aber neben der privat wichtigen Unterstützung mit dem Wohlfühlfaktor hätte Breitner eben auch sportlich einen riesigen Einfluss auf seine Entwicklung gehabt, so Netzer. „Auf dem Platz war Paul die vielleicht größte Unterstützung, die ich je von einem Spieler erlebt habe; neben den Gladbachern in der Zeit davor. Er hat mich und mein Spiel akzeptiert. Und er hat geholfen, das lecke Schiff Real Madrid zum Laufen zu bringen und zum Meister zu machen.“. Breitner wiederum drückte ebenfalls seine Hochachtung aus: „Ich habe zu ihm einmal gesagt: ‚Pass auf, Günter, du bist der Künstler – und ich werde dir jeden Raum und jede Möglichkeit schaffen, dass du deine Sprints über die 40, 50 Meter machen kannst, dass du zaubern und deine Pässe schlagen kannst.‘ Pässe, die mich selbst fasziniert haben. Der Günter war der Künstler – da stand ich während des Spiels einfach mal da und habe innerlich applaudiert.“. Abgerundet wird die Netzer-Ausstellung im Deutschen Fußballmuseum mit der ergänzenden Fotografie-Ausstellung Netzer by Tomikoshi. Präsentiert werden größtenteils unveröffentlichte Arbeiten des japanischen Meisterfotografen Masahide Tomikoshi aus Netzers Zeit in Gladbach und Madrid.

   

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