Seit fünf Spielen wartet der 1. FC Köln auf einen Sieg, die letzten beiden Punkte sicherte Said El Mala mit seinen Treffern. Doch allein auf seine genialen Momente sollte sich die Mannschaft nicht verlassen. Für das Duell mit Union Berlin hat Lukas Kwasniok ein gutes Gefühl.
Kölns Lazarett wird kleiner
Sportlich steckt der 1. FC Köln in der schwierigsten Phase der laufenden Saison. Seit fünf Spielen hat die Elf von Lukas Kwasniok nicht mehr gewonnen. In Teilen ist das sicherlich auch der Verletztenmisere in der Defensive geschuldet. Zuletzt begannen in der Dreierkette neben dem gelernten Innenverteidiger Rav van den Berg Schienenspieler Sebastian Sebulonsen und Sechser Eric Martel. „Mit anderthalb Innenverteidigern ist es auf Dauer nicht ganz so einfach, in der Bundesliga zu bestehen“, sagte der Trainer zur aktuellen Situation.
Die Umstellungen in der Abwehr schlugen sich auch auf den Angriff aus, wo zuletzt weniger gelang als noch zu Saisonbeginn. Der FC ist „auf der Suche nach der perfekten Balance“, erklärte Kwasniok. „Wir haben uns auf das Verteidigen fokussiert. Und dann leidet eben etwas das Spiel nach vorne, wo man zuletzt ein bisschen das Gefühl hatte: Wir spielen den Ball zu Said und drücken die Daumen.“
Nun liege es am Coach selbst, Verbesserungen zu finden. „In den vergangenen Wochen habe ich nicht die optimale Marschroute gefunden. Aber ich bin guter Dinge, dass es am Wochenende klappt“, gab sich Kwasniok mit Blick auf den Samstag (15.30 Uhr) optimistisch, wenn Union Berlin in Müngersdorf gastiert.
„Mit so einem Individualisten verändern sich Kleinigkeiten“
Und auch wenn sich das Gefühl des „Daumendrückens“ für El Mala nicht fortführen soll, steht der 19-Jährige, der die letzten beiden FC-Tore erzielte, natürlich weiter im Fokus. „Er bringt zweifelsohne Qualität mit, die uns auf ein neues Niveau hievt“, lobte Kwasniok – mit einer Einschränkung: „Aber noch nicht im gesamtmannschaftlichen Kontext, sondern aktuell im Bezug auf seine individuellen Highlights.“ Auch dort gelte es, die richtige Mischung zu finden, um El Malas Klasse auf das gesamte Team ausstrahlen zu lassen.
„Wenn du so einen Individualisten auf dem Feld hast, dann verändern sich einfach Kleinigkeiten. Dann hinterläuft der Außenverteidiger vielleicht nicht mehr so ganz, wie wenn Jakub Kaminski vor ihm spielt, weil er weiß: Bis ich vorn bin, ist entweder ein Tor gefallen oder der Ball verloren und dann fehle ich hinten“, beschrieb Kwasniok, dessen Spielstil in Paderborn auch von vielen Scorerpunkten eben jener Außenverteidiger, in dem Fall Schienenspieler, geprägt war.
„Wir sind Aufsteiger, es geht einzig und allein um den Klassenerhalt, auch wenn der gute Start dem einen oder anderen die Sinne vernebelt hat.“ (Lukas Kwasniok)
Etwas, das in Köln noch nicht funktioniert. Sebulonsen, der bislang hauptsächlich die rechte Schiene bearbeitete, steht noch ohne Scorerpunkt da, sein angestammtes Pendant links, Kristoffer Lund, gab eine Vorlage. „Die Wingbacks, die wir verpflichtet haben, sind schon an die Bundesliga angepasst“, bremste Kwasniok allerdings. Sprich: „Wir sind Aufsteiger, es geht einzig und allein um den Klassenerhalt, auch wenn der gute Start dem einen oder anderen die Sinne vernebelt hat. Und da gilt es, vor allem defensive Stabilität an den Tag zu legen.“
Sebulonsen und Lund seien in diesem Bereich „extrem starke, stabile, schnelle Spieler“. Zuletzt probierte der FC dennoch – teils notgedrungen, durch Sebulonsens Beorderung in die Dreierkette -, mit zwei offensiveren Schienen in Jan Thielmann und Kaminski, mehr aus diesen Positionen heraus zu initiieren. „Aber das geht leider ein wenig zulasten der defensiven Stabilität. Deshalb wird es darum gehen, dort eher eine Rolle rückwärts zu machen. Also die Jungs erst einmal arbeiten zu lassen und Scorerpunkte von den Schienen hinten anzustellen.“
Heintz kehrt zurück, Schmied folgt im Januar
Der defensiven Stabilität dürfte zusätzlich zugutekommen, dass sich das Innenverteidiger-Lazarett langsam aber sicher verkleinert. Dominique Heintz konnte nach seinem Muskelfaserriss in dieser Woche wieder mittrainieren und wird zumindest eine Option für den Kader sein. Joel Schmied (Muskelverletzung) verpasst den Jahresabschluss noch, soll aber im Januar wieder zur Verfügung stehen. Spätestens dann dürfte Sebulonsen sich wieder auf seine rechte Schiene fokussieren dürfen – und bei aller Stabilität vielleicht auch zu seinen ersten Scorerpunkten kommen.
Erstmal steht aber noch das Duell mit Union Berlin an, eine Mannschaft, gegen die der FC „nicht ganz so viele Standards zulassen“ will. „Das ist das Hauptaugenmerk, genauso wie die Verhinderung von Kontersituationen“, warnte der Coach vor den Sprintern Oliver Burke und Ilyas Ansah. „Und trotzdem bin ich einfach guter Dinger, weil wir gegen St. Pauli, die eine ähnliche Herangehensweise haben, eben nicht in diese Konter gelaufen sind.“
Kwasniok freut sich über Podolski-Besuch
Unterstützt werden die Kölner dabei auch von FC-Legende Lukas Podolski, der bereits am Donnerstag beim Training vorbeischaute und sich mit Kwasniok austauschte. „Er hat mir von seinen Plänen erzählt und mich gefragt, wie es mir in Köln geht. Wir beide waren freudestrahlend unterwegs, es war eine nette Begegnung“, berichtete der Trainer und plauderte mit einem Lächeln aus. „Er wird auch im Stadion sein. Jetzt habe ich doch wieder mehr verraten, als ich vielleicht sollte. Aber ich freue mich darauf, da wird der Druck noch größer.“
Seit fünf Spielen wartet der 1. FC Köln auf einen Sieg, die letzten beiden Punkte sicherte Said El Mala mit seinen Treffern. Doch allein auf seine genialen Momente sollte sich die Mannschaft nicht verlassen. Für das Duell mit Union Berlin hat Lukas Kwasniok ein gutes Gefühl.
