Die Kimmich-Frage-Antwort

Joshua Kimmich war in dieser Saison bereits Mittelfeldspieler und Rechtsverteidiger und beides gleichzeitig. Wie geht es beim FC Bayern weiter?

Wo spielt der DFB-Kapitän bei Bayern?

Wie sich das anfühlt als zentral-defensiver Mittelfeldspieler in der Allianz-Arena, das weiß Vincent Kompany sehr gut. Als Hamburg-Profi, übrigens mit der Rückennummer 10, füllte der heutige Bayern-Trainer diese Rolle sogar mal in München aus, obwohl er eigentlich Innenverteidiger war und später auch wieder Innenverteidiger wurde.

Die eigene Vielseitigkeit von damals mag ein Grund dafür sein, warum ihm das sogenannte Schubladendenken bei Spielern nicht gefällt. Der Bayern-Trainer, der heute gar keine Rückennummer mehr trägt, hat nämlich ein paar dieser Spieler, die in diverse Schubladen passen würden. Harry Kane zum Beispiel ist ein Stürmer, war aber ganz früher auch mal defensiver und offensiver Mittelfeldspieler und spielt ja eigentlich auch so.

Jamal Musiala ist so dribbelstark – und eher kein Alleinunterhalter -, dass es manchmal keine Rolle spielt, ob er nun als Zehner aufläuft oder ein bisschen weiter links oder rechts oder vielleicht auch mal vor der Abwehr.

Und Joshua Kimmich … der bleibt das personifizierte Frage-Antwort-Spiel. Mittelfeldspieler? Rechtsverteidiger? Beides! „Ich sehe das als Lösung, was er alles machen kann“, erklärte Kompany vor der Partie gegen Kiel, nachdem Kimmich für die Nationalelf wie schon bei der Europameisterschaft wieder zweimal hinten rechts aufgelaufen war. „Ich werde keine Sekunde davon beeinflusst, was in der Nationalmannschaft passiert“, versichert sein Klubtrainer.

Der hatte ihn nämlich während der gesamten Vorbereitung – anders als Vorgänger Thomas Tuchel – wieder im zentralen Mittelfeld eingesetzt, beim Pokalspiel in Ulm (4:0) ebenso und beim Liga-Auftakt in Wolfsburg (3:2) auch. Nur gegen Freiburg, beim jüngsten 2:0-Heimsieg, blieb der Eindruck etwas konfus.

„Ich kann mir vorstellen, dass jeder Trainer so gedacht hat über Jo.“ (Vincent Kompany)

Nominell verzichtete Kompany auf einen richtigen Rechtsverteidiger, auch dem Fakt geschuldet, dass beim Gegner mit Vincenzo Grifo kein klassischer Linksaußen auflief. Kimmich blieb auf dem Papier also Mittelfeldspieler, rückte aber oft genug auf die rechte Abwehrseite. Eine Seite übrigens, die beim FC Bayern gerade alles andere als spektakulär besetzt ist.

Josip Stanisic, der zurückgekehrte deutsche Meister, sieht sich dort am liebsten, fehlt aber verletzt bis Ende November. Sacha Boey, im Winter für 30 Millionen Euro aus Istanbul geholt, kann nach vorne durchaus etwas liefern, entpuppte sich in der Rückwärtsbewegung bislang aber eher als Schwachstelle. Bleiben nach dem Verkauf von Noussair Mazraoui (Manchester United) noch der gelernte Sechser Konrad Laimer oder eben der eigentliche Sechser Kimmich.

Probiert es Kompany heute in Kiel (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) also erneut mit einem flexiblen Spielsystem ohne richtigen Rechtsverteidiger? Oder „muss“ Kimmich wieder in der Abwehr ran, sodass sich neben Aleksandar Pavlovic möglicherweise mal Joao Palhinha zeigen kann? „Ich sehe nur etwas Positives für uns“, freut sich der Trainer über Kimmichs Vielseitigkeit. „Was wir alles in einem Spiel machen können. Ich kann mir vorstellen, dass jeder Trainer so gedacht hat über Jo.“

„Jo“ selbst bleibt übrigens weiterhin unbeeindruckt vom Frage-Antwort-Spiel um seine Position. Er weiß genauso wie der neutrale Beobachter, dass es weder in der Nationalmannschaft noch beim FC Bayern gerade einen besseren Rechtsverteidiger gibt. Deshalb zitierte ihn auch sein Trainer am Freitag einfach selbst: „Es ist kein Thema.“

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