Das erste Saisonziel ist verspielt, die Enttäuschung groß: Beim 0:1 im Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen schlägt der BVB sich durch eine Fehlerkette vor dem Gegentor und diesmal mangelnder Chancenverwertung teilweise selbst. Auf die Dortmunder wartet nun Arbeit: im Training und auf dem Transfermarkt.
Schwache Chancenverwertung, altbekannte Mängel
Auf der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche hatte Lars Ricken einen Wunsch geäußert: Er wünsche sich, erläuterte der Sport-Geschäftsführer von Borussia Dortmund, dass der neue BVB-Präsident Hans-Joachim Watzke im kommenden Mai mit dem DFB-Pokal in der Hand um den Borsigplatz fahren könne. Am Dienstagabend platzte dieser Traum schneller als es den Verantwortlichen der Borussia lieb sein konnte: Nach dem 0:1 im Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen ist der zuvor einzig realistische Titel der Saison bereits verspielt. Und wer nach dem Spiel in die Gesichter der Dortmunder Protagonisten an diesem nasskalten Dezember-Abend blickte, der bekam einen Eindruck davon, wie sehr diese Niederlage vor heimischem Publikum schmerzte.
Kovac: „Auf hohem Niveau entscheiden die Details“
Zumal sie zwar nicht gänzlich unverdient, aber dennoch unglücklich war. Eine entscheidende Unachtsamkeit in der ersten Hälfte genügte, um gegen die Werkself in Rückstand zu geraten: Karim Adeyemi war nach einem Sturz angeschlagen, Nico Schlotterbeck initiierte dennoch das normalerweise gewünschte hohe Pressing. Allerdings machte sonst niemand mit in Schwarzgelb, sodass die Abstände viel zu groß gerieten. Die Folge: Ausgehend von Torhüter Mark Flekken kombinierten sich die Gäste einmal übers ganze Feld, ehe Ibrahim Maza mit etwas Glück in der unmittelbaren Entstehung das Tor des Tages erzielte.
„Karim war bei seinem Gegenspieler, das hat so weit gepasst. Nachdem Schlotti durchverteidigt hatte, blieb noch genug Zeit, genügend Leute hinter den Ball zu bringen – was wir auch geschafft haben“, nahm BVB-Trainer Niko Kovac seinen zu forsch agierenden Abwehrspieler in Schutz. „Maza ist der Ball dann noch mal vor die Füße gefallen, obwohl er ihn davor eigentlich schon verloren hatte. Das realisiert er fantastisch. Aber das zeigt, es hätte auch anders kommen können. Auf hohem Niveau entscheiden die Details.“ Und die sprachen diesmal – anders noch als beim 2:1-Sieg am Samstag beim Liga-Spiel in Leverkusen – für die Werkself.
Ansehnlicher Fußball in der ersten Hälfte
Spielerisch war der Vortrag der Borussia dabei gar nicht so schlecht. Im Gegenteil: Wie sich Adeyemi sowie die beiden in die Startelf gerückten Offensivkräfte Carney Chukwuemeka und Fabio Silva, der für Serhou Guirassy starten durfte, phasenweise durch die Leverkusener Hälfte kombinierten, war höchst ansehnlich und führte auch zu Torchancen. Die beste davon vergab Adeyemi, als er das kurze statt das lange Eck anvisierte und der Ball so noch in höchster Not von Leverkusens Abwehrspieler Robert Andrich vor der Linie geklärt werden konnte. Es war – neben dem Treffer von Maza – der zweite Schlüsselmoment des Spiels.
Denn nach dem Seitenwechsel war von Dortmunds offensivem Schwung der ersten Hälfte nicht mehr viel zu sehen. Flanke um Flanke flog in Richtung Strafraum, das Eckenverhältnis sprach mit 11:0 für den BVB. Allein: Wirkliche Gefahr erzeugte Dortmund nicht. Auch nicht, als Guirassy Fabio Silva in der Schlussphase ersetzte. Im Zentrum fehlte es an Kreativität und Übersicht, im Strafraum die Durchsetzungskraft und Zielstrebigkeit. Auf den Außen Genauigkeit und Tempo im direkten Duell. Bekannte Mängel – an denen der BVB in den kommenden Wochen und Monaten sowohl auf dem Trainingsplatz als auch auf dem Transfermarkt arbeiten muss, will er bald wieder länger im Spiel um die Titel dabei sein.
Can: „Wir machen die Dinger nicht“
„Wir haben eigentlich ein ordentliches bis gutes Spiel gemacht, müssen aber vor der Halbzeit den Ausgleich machen. Dann geht das Spiel in eine andere Richtung“, bilanzierte Schlotterbeck nach der Partie bei Sky. Ähnlich sah es Kapitän Emre Can, der diesmal die bislang so effektive Chancenverwertung als Hauptproblem ausgemacht hatte: „Wir haben uns einige Torchancen herausgespielt, machen die Dinger aber nicht“, sagte der Innenverteidiger, der mit seinen Nebenleuten nur zwei Chancen zugelassen hatte und dennoch als Verlierer das Feld verließ.
Zwangsläufig richtet sich der Blick des BVB nun nach vorne: Am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gastiert in 1899 Hoffenheim eine Mannschaft in Dortmund, die tabellarisch auf Tuchfühlung ist und aufgrund ihrer Spielstärke als Überraschungskandidat für die Champions League gilt. Mit einem Heimsieg gegen die Kraichgauer könnte sich die Kovac-Elf unter den Top 4 in der Liga festsetzen. Bei einer Niederlage aber könnte der BVB aus den Königsklassen-Rängen fallen. Der Druck auf die Borussia ist am Dienstag – durchaus selbstverschuldet – wieder ein gutes Stück gestiegen.
Das erste Saisonziel ist verspielt, die Enttäuschung groß: Beim 0:1 im Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen schlägt der BVB sich durch eine Fehlerkette vor dem Gegentor und diesmal mangelnder Chancenverwertung teilweise selbst. Auf die Dortmunder wartet nun Arbeit: im Training und auf dem Transfermarkt.
