„Die Bissigkeit war zurück“: Bayer und die Reaktion

Nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Holstein Kiel zeigt Bayer beim 2:1-Sieg gegen Frankfurt eine starke Reaktion. Doch eine Frage bleibt.

Jubilar Hradecky verteilt großes Lob

Der Jubilar war bester Laune. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt, für den er 101-mal in Deutschlands Oberhaus zwischen den Pfosten gestanden hatte, knackte Bayers Kapitän Lukas Hradecky als erster ausländischer Torhüter überhaupt die Marke von 300 Bundesliga-Spielen. Ein Meilenstein, der den 34-Jährigen „stolz“ mache – und ihm zeige, „dass ich ein alter Sack bin“, sagte Hradecky und musste lachen.

Wenige Minuten zuvor wäre ihm das Lachen beinahe vergangen. Doch weil sein völlig missglückter Klärungsversuch kurz vor Schluss nur in riesengroßen Diskussionen und nicht im glücklichen 2:2 für die Eintracht resultierte, konnten Hradecky und die Werkself letztlich durchatmen und den verdienten 2:1-Sieg feiern.

Bayer zeigt die angepeilte Reaktion

Ein Erfolg, den der starke Robert Andrich, der zusammen mit Granit Xhaka im Mittelfeldzentrum aggressiv und umsichtig agierte, als „brutal wichtig“ einstufte. Für die Tabelle, fürs eigene Selbstverständnis. Denn der Druck sei hoch gewesen, wie Geschäftsführer Simon Rolfes erklärte. Nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Holstein Kiel und dem nächsten arg wechselhaften Auftritt hatte sich Bayer 04 – zum schon zweiten Mal – unzufrieden in eine Länderspielphase verabschiedet. Nun folgte die angepeilte Reaktion.

„Was gegen Kiel gefehlt hat, das haben wir heute super gemeistert“, sagte Hradecky – und meinte damit zuvorderst die Defensivarbeit, die diesmal von viel Konsequenz und kaum Passivität geprägt war. Dementsprechend lobte Rolfes, das Team habe „ein gutes Gesicht“ gezeigt. „Am Anfang war es wechselhafter, dann haben wir irgendwann die Kontrolle übernommen.“

Bayer hat gute Lösungen – und Joker Wirtz

Die Werkself packte defensiv gut zu gegen die gefährliche Eintracht-Offensive, erholte sich von einem Elfmeterfehlschuss, vom Rückstand – und fand offensive Lösungen. Mit ihrem guten Positionsspiel; mit viel Ruhe am Ball; mit einem nicht immer ganz glücklichen, aber stets eifrigen Victor Boniface, der Bälle festmachte; mit Martin Terrier, der die einfachen Dinge gut umsetzte und clever zwischen den Linien wandelte; und mit Amine Adli, der enorm breit positioniert war und immer wieder mit Diagonalbällen in Szene gesetzt wurde.

Diese Ideen griffen, Bayer kam verdient zum 1:1, dominierte fortan die Partie. Und konnte sich am Ende auf die Wucht der Joker verlassen. Vor allem Florian Wirtz, der nach seiner Kapselverletzung am rechten Sprunggelenk zunächst auf der Bank saß, machte mächtig Betrieb und leitete das Siegtor durch Boniface ein, dem es nach einem schweren Autounfall am Sonntag laut Klubangaben gut geht.

Für Hradecky kündigte sich die Leistung schon an

„Die Mannschaft verdient das größte Lob“, sagte Hradecky und erklärte, dass es vor der Partie gegen die SGE bereits erste Anzeichen für eine deutlich stärkere Performance gegeben habe. „Die Bissigkeit war da schon zurück, die Trainingsleistung hat schon darauf hingedeutet, dass es zu einer verbesserten Leistung kommt“, so der Kapitän, der sich bestätigt fühlen durfte. Und so sprach Trainer Xabi Alonso von einem „Sieg, auf dem wir aufbauen können“. Wobei sie wohl vielmehr darauf aufbauen müssen.

Denn dass Bayer punktuell stark sein kann – vor allem gegen Spitzenteams -, war schon bekannt. Bisher indes mangelte es in dieser Saison an der Konstanz, die ein Top-Team benötigt. Findet die Werkself sie nun? Oder kehrt der Schlendrian zurück? „Jetzt beginnen die intensiven Wochen, wir sind gut reingekommen“, sagte Rolfes, „aber so muss es weitergehen.“ Schon gegen Brest am Mittwoch, wenn es in die erste von drei englischen Wochen in Folge geht.

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