Der VfL Wolfsburg dreht die Uhr zurück. Wenn U-19-Trainer am Montag um 12 Uhr zur ersten Übungseinheit nach der Entlassung von Chefcoach bittet, ist der Klub wieder da, wo er am Ende der vergangenen Saison war.
Im Mai hatte der 43-Jährige schon einmal gemeinsam mit seinen Co-Trainern Tobias Holm und Julian Klamt die Mannschaft nach dem Rausschmiss von übernommen und in den letzten beiden Saisonspielen (, ) zu vier Punkten und einem einigermaßen versöhnlichen Saisonende geführt.
„Bis auf Weiteres“ hat Bauer das Sagen
Seinerzeit hatte Bauer nicht viel zu verlieren, der VfL konnte nicht mehr absteigen, seine Amtszeit war auf diese zwei Partien begrenzt. Nun lässt der VfL offen, wie lange der Nachwuchstrainer, der demnächst die UEFA-Pro-Lizenz machen darf, die Truppe coachen soll. „Bis auf Weiteres“, so teilte es der Klub am Sonntagabend mit, werde Bauer das Kommando übernehmen. „Wir wissen, wie er arbeitet und sind überzeugt, dass er gemeinsam mit der Mannschaft die notwendigen Schritte für eine positive Entwicklung einleiten kann“, erklärt Geschäftsführer Peter Christiansen.
Bauer kann sich noch einmal auf der Bundesliga-Bühne beweisen, es bietet sich ihm die Chance wie für in Mönchengladbach, der als U-23-Trainer nach der Entlassung von eingesprungen war und jetzt kurz vor der Festanstellung steht.
Wie geht es weiter mir Christiansen und Schindzielorz?
Gleichwohl befindet sich der VfL nun auf der Trainersuche, was sich jedoch in Wolfsburg etwas komplizierter darstellt. Schließlich sind mit Boss Christiansen und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz immer noch die Manager im Amt, die den sportlichen Niedergang und die letztlich völlig missglückte Trainerwahl im Fall Simonis zu verantworten haben. Das Duo hat längst nicht mehr die Rückendeckung des gesamten Wolfsburger Aufsichtsrats, ihre Freistellung soll eigentlich nur eine Frage der Zeit sein.
Und so bedeutet die voraussichtliche Interimslösung Bauer zunächst einmal einen Zeitgewinn, um über weitere Schritte nachzudenken. Schließlich soll sich der VfL-Aufsichtsrat auch intensiv mit Nachfolgelösungen mindestens für Christiansen auseinandersetzen. Der Name von Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth () hält sich dabei sehr hartnäckig.
Bauer ist mit der U 19 überragend unterwegs
Doch nun legt erst einmal Bauer los. Es gibt viel zu tun für den Ex-Profi (u. a. Union Berlin und Magdeburg). Anders als die Bundesliga-Mannschaft ist die Wolfsburger U 19 bislang überragend unterwegs, gewann alle neun Ligaspiele und setzte sich im Achtelfinale des DFB-Pokals gerade mit 5:1 in der Verlängerung gegen die TSG Hoffenheim durch. In der Runde zuvor hatte es ein 5:1 bei Bayer Leverkusen gegeben.
Leverkusen ist auch der nächste VfL-Gegner in der Bundesliga. Bauer muss die Mannschaft aufrütteln, Disziplin in den Kader bringen, einen klaren Kurs fahren, eine klare Spielidee vermitteln – all das, was Simonis nicht gelang. Die Kabine ist kompliziert, bei Teilen des Teams soll eine große Gleichgültigkeit vorherrschen, eine klare Sprachregelung gab es nicht. Unter Simonis war die Amtssprache Englisch, dazu kam jede Menge Dänisch – wenig überraschend für viele ein Problem.
Der VfL Wolfsburg hat einen neuen Trainer, Fragezeichen aber bleiben. Für Coach Daniel Bauer geht es nun erst einmal darum, die Kabine in den Griff zu bekommen.
