Als Vertreter des verletzten Moritz Jenz wird Stefan Bell in Freiburg zum Garanten für den Mainzer Punktgewinn. Bleibt der Routinier nun vielleicht sogar auf Dauer Abwehrchef?
Der Routinier begeistert in Freiburg Beobachter, Mitspieler und Vorgesetzte
Das Lob von Sportdirektor Niko Bungert entfaltet maximale Wirkung gerade durch seine Nüchternheit: „Stefan Bell“, erklärt der Mainzer Macher mit Blick aufs 0:0 in Freiburg am Sonntag, „hat das gebracht, was wir uns von ihm gewünscht und erwartet haben. Wenn er gebraucht wird, ist er einfach da.“ Genauso gut ließe sich sagen: Bell, nicht nur für den kicker „Spieler des Spiels“ war beim wichtigen Punktgewinn der Rheinhessen herausragender Akteur auf dem Platz.
„Bello überträgt seine Ruhe und sein Selbstbewusstsein auf die ganze Mannschaft.““ (Paul Nebel)
Da würde, natürlich, auch Bungert nicht widersprechen: „Stefan hat es sehr gut gemacht, im Zweikampf, im Kopfball und im Führen der Nebenleute, denen er zusätzlich Stabilität und Sicherheit gibt.“ Was Paul Nebel nur bestätigen kann: Der 22-Jährige spielt zwar nicht neben Bell, sondern im rechten offensiven Mittelfeld. Aber: „Auch mir persönlich tut es gut, wenn Bello auf dem Platz steht“, erklärt der Youngster, „weil er einfach immer wieder gute Bälle von hinten in den Halbraum spielt.“ Ganz generell, so Nebel, übertrage der 33-jährige Abwehrboss „seine unglaubliche Ruhe und sein Selbstbewusstsein auf die ganze Mannschaft“.
Auch Henriksen schwärmt: „Taktisch sehr gut und unglaublich schlau“
Als „taktisch sehr gut und unglaublich schlau“, lobt Trainer Bo Henriksen seinen Routinier, der wohl auch kommenden Samstag gegen Dortmund den verletzten Moritz Jenz vertreten wird. Wobei sich gar die Frage aufdrängt, ob Bell in der Verfassung vom Sonntag nicht ohnehin in die erste Elf gehört. Selbst dann, wenn die bislang keineswegs enttäuschende Wolfsburg-Leihgabe Jenz wieder fit wäre.
Mainzer Abwehrboss als Top-Zweikämpfer mit absoluter Lufthoheit
Nach rund sechsmonatiger Ausfallzeit wegen seiner Herzmuskelentzündung in der ersten Jahreshälfte scheint Bell jedenfalls im besten Sinne wieder ganz der Alte. Dieser Eindruck wurde in Freiburg auch von der Statistik gedeckt. 18 Zweikämpfe absolvierte der 1,92 Meter große Kopfballspezialist, damit mindestens doppelt so viele wie jeder andere Innenverteidiger auf dem Feld. Ebenfalls top: Bells Quote von 86 Prozent gewonnener Luftduelle. Lediglich in der Gesamtbilanz der Zweikämpfe hatte Freiburgs Philipp Lienhart (80 Prozent) gegenüber Bell (78 Prozent) knapp die Nase vorn.
Der gefeierte Mann gibt das Kompliment an die Kollegen weiter
Verbal mochte Bell nach Abpfiff indes weit weniger auftrumpfen als zuvor auf dem Rasen, spielte seinen persönlichen Auftritt eher herunter bzw. stellte ihn in den mannschaftlichen Kontext: „Wir hatten ein sehr gutes hohes Pressing und haben Freiburg oft dazu gezwungen, lange Bälle zu spielen. Das Teamgefühl war richtig gut. Da hat es Spaß gemacht, zu verteidigen.“ Eine Kampfansage an interne Konkurrenten kam Bell nicht über die Lippen, stattdessen diese Formulierung: „Wenn ich gebraucht werde und spiele, hoffe ich, dass ich es schaffe.“ Wichtig sei, sich gegen Dortmund „in der Formation nochmal zu festigen“. Denn: „Wir hatten die ganze Zeit leider sehr viele verletzungsbedingte Wechsel in der Kette. Dadurch war es unabhängig von einzelnen Spielern schwierig, richtig stabil zu werden.“ Das könnte, nach vorne geblickt, für den Fall einer weiteren guten Vorstellung gegen den BVB vielleicht doch als ein Plädoyer in eigener Sache interpretiert werden. Aber es wäre elegant verpackt – und längst nicht so aufdringlich wie Bells Leistung.