Nach der mit vielen Diskussionen und einem Denkzettel für den neuen Präsidenten Hans-Joachim Watzke, verlief die traditionell einen Tag später stattfindende Hauptversammlung der Kapitalgesellschafts-Aktionäre deutlich ruhiger.
Erstmals seit Herbst 2005 ohne Watzke auf dem Podium konnte dessen langjähriger Wegbegleiter Thomas Treß als Finanz-Geschäftsführer bekannte, aber dennoch positive Zahlen aus der Bilanz zum 30. Juni dieses Jahres vorstellen. Die 526 Millionen Euro sind der höchste Konzernumsatzerlös der Geschichte und bedeuteten 6,5 Millionen Überschuss im Konzernergebnis bzw. 7,7 Millionen Jahresüberschuss der KGaA. Davon werden 6,6 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet, umgerechnet eine Dividende von 6 Cent je Aktie.
„Es gibt wenige Fußball-Klubs, die so gesund sind wie Borussia Dortmund“, fasste Treß vor 962 Aktionären in der Westfalenhalle 3 zusammen und blickte dabei unter anderem auf ein Eigenkapital von über 326 Millionen Euro. Dennoch sei auch das zweite Erlösergebnis von über 500 Millionen Euro in Folge „noch steigerbar“.
Der langjährige Hauptversammlungs-Protagonist Watzke war nicht anwesend, ließ aber einen Brief verlesen, in dem er den Aktionären dankte und feststellte: „Der Abschied als Geschäftsführer ist eine Zäsur, aber eine sanfte“. Die verbliebene Geschäftsführung aus Carsten Cramer, Treß und Lars Ricken besäße „mein volles Vertrauen“.
Die Ex-Kollegen blickten dankbar auf das Wirken Watzkes zurück und bedankten sich ebenso wie die Aufsichtsrats-Vorsitzende und e.V.-Schatzmeisterin Silke Seidel für dessen Wirken in den letzten beiden Jahrzehnten. „Es endet eine Ära, die den BVB in vielerlei Hinsicht geprägt hat“, betonte Seidel.
Auch Marketing-Geschäftsführer Cramer blickte auf das vergangene Jahr. „Dieser Verein nimmt die Menschen mit“, fasste er zusammen und nannte den BVB auch mit Blick auf die abgelaufene Mitgliederversammlung „viel viel mehr, als nur ein Fußballverein“. Die schwachen Wahlergebnisse allen voran von Watzke seien nicht die, „die wir uns erwünscht haben“. Präsidium und Gremien würden das aber als „Ansporn nehmen, ein besseres Bild erscheinen zu lassen als in den letzten Monaten“.
Grundsätzlich sieht er den Klub auf einem guten Weg und „an allen Fronten gut aufgestellt“. „Wir sind 13 Jahre nicht mehr Meister geworden, trotzdem ist die Unterstützung unserer Fans, Partner und Sponsoren größer geworden“, betonte Cramer: „Diese Gemeinschaft hat etwas, was die Menschen anzündet.“ Das weiterzuentwickeln sei „die Herausforderung der Geschäftsführung“.
Ricken richtete den Blick auf die sportliche Entwicklung der vergangenen Saison. Er habe „viele Entscheidungen getroffen“, darunter elf Freistellungen von Mitarbeitern, „die notwendig waren, mir menschlich aber nicht leicht gefallen sind“. Es sei teils um „Indiskretionen und Illoyalität gegangen und das persönliche Wohl über das des Vereins gestellt worden“.
Die wichtigste Entscheidung sei am Ende die für Niko Kovac als neuen Trainer gewesen. „Das hat dazu beigetragen, dass wir gegenseitiges Vertrauen und Stabilität reinbekommen haben“, findet der Sport-Geschäftsführer. Der Blick geht auf Titel mit Kovac: „Er hat mit zwei Teams den DFB-Pokal gewonnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir der dritte Verein werden.“
Die BVB-Aktionäre bekamen auf der Hauptversammlung von Borussia Dortmund einen sportlich wie wirtschaftlich gesunden Klub präsentiert.
