Vom Problemfall zum Problemlöser? So kann Boniface das Wirtz-Loch schließen

Ohne Florian Wirtz‘ Ideen konnte Bayer zuletzt offensiv nicht überzeugen. Doch beim 4:3-Sieg in Stuttgart belebte Joker Victor Boniface die Offensive als zweiter Mittelstürmer entscheidend. Ausgerechnet der Nigerianer, der zuletzt negativ auffiel, könnte zum Problemlöser werden.

Als hängende Spitze neben Schick

Als Xabi Alonso in der 57. Minute bei der Partie in Stuttgart Victor Boniface und Amine Adli einwechselte, änderte sich der Charakter des Leverkusener Spiels massiv. Hatte Bayer in der ersten Hälfte abgesehen von einem Abschluss von Mittelstürmer Patrik Schick quasi gar keine Torgefahr erzielt, wirkte die Hereinnahme der beiden Angreifer nach einer knappen Stunde beim Stand von 1:2 wie ein Weckruf für die Leverkusener Offensive.

„Wir hatten in der erste Hälfte Probleme im letzten Drittel, zu Chancen zu kommen“, analysierte Xabi Alonso nachher bei DAZN, der den Wechsel schon vor Jeremie Frimpongs Anschlusstreffer vorbereitet hatte, „in der zweiten Hälfte haben die Spieler, die reingekommen sind, eine sehr gute Energie gebracht: Wir hatten viele Chancen. Das 4:3 ist die Konsequenz dieser guten Energie von allen Spielern.“

„Wir sind nachher in Situationen im Sechzehner gekommen, dass man das Gefühl hatte: Da geht immer was.“ (Simon Rolfes)

Der Effekt, der sich einstellte, nachdem Xabi Alonso neben Schick mit Boniface noch einen weiteren zentralen Angreifer brachte, der meist über die linke Halbschiene und etwas mehr aus der Tiefe heraus agierte, war der Schlüssel, um die Partie zu drehen. „Wir sind nachher in Situationen im Sechzehner gekommen, dass man das Gefühl hatte: Da geht immer was“, urteilte Geschäftsführer Simon Rolfes.

Und so stellte sich natürlich die Frage, ob diese Variante nicht die Lösung für das Problem darstellt, das Bayer in den vergangenen sieben torlosen Halbzeiten plagte. SSo war Leverkusens Tormaschine erst bei der 0:3-Niederlage in München in der Champions League, als Ideengeber Florian Wirtz einen schwachen Tag erwischte, genauso wenig angesprungen wie danach bei der 0:2-Niederlage gegen Bremen, als der 21-Jährige zur Pause ein- und schon 14 Minuten später verletzt wieder ausgewechselt wurde. Und auch beim 0:2 im Rückspiel gegen die Bayern, bei dem Wirtz verletzt fehlte, mangelte es Bayer an Durchschlagskraft. Genauso wie anfangs in Stuttgart.

Boniface sorgte für das Überraschungsmoment, das ohne Wirtz fehlt

Bis, eben bis vor allem Boniface und der auf dem linken Flügel postierte Adli für viel Schwung sorgten. „Wir haben zu einfach die Gegentore bekommen und haben uns das Spiel so schwer gemacht. Defensive war heute nicht so gut“, stellte Andrich fest und unterstrich die Wirkung des Wechsels, „offensiv hatten wir hinten heraus schon sehr, sehr viele Möglichkeiten.“

Hinten heraus. Weil Boniface für das Überraschungsmoment sorgte. Der Nigerianer dribbelte, setzte Sturmpartner Schick mit einem gut getimten Zuspiel erfolgsversprechend ein, war am 3:3-Ausgleich, als Stuttgarts Angelo Stiller seine Hereingabe unglücklich ins eigene Tor abfälschte, entscheidend beteiligt, traf kurz vor Schluss noch die Latte und sorgte auch dafür, dass die Strafraumbesetzung viel besser war.

„Wir wollten mehr Präsenz im Strafraum. Es hat sehr gut geklappt heute.“ (Xabi Alonso)

Auf einmal herrschte Alarm im Stuttgarter Sechzehnmeterraum. „Wir haben fast mit drei Stürmern gespielt. Wir wollten mehr Präsenz. In der ersten Hälfte hatten wir nicht so viel Präsenz im Strafraum. Mit diesem Druck, mit dieser physischen körperlichen Präsenz haben sie sich gegenseitig gut geholfen“, sagte Xabi Alonso, „wir haben im Strafraum viele Positionen besetzt. Es hat sehr gut geklappt heute.“

Heute. Und wie sieht es in den Spielen aus, bis Wirtz nach seiner Innenbandverletzung im Sprunggelenk wieder zurückkehrt? Wird ausgerechnet Problemfall Boniface, der nach seinem geplatzten Winterwechsel nach Saudi-Arabien sportlich bislang kaum positiv in Erscheinung getreten war, zum Problemlöser? Boniface, der jüngst beim 4:1-Sieg in Frankfurt auch noch negativ aufgefallen war, als er seinen Mitspieler Emiliano Buendia wegstieß, nachdem der Argentinier ihm eine Torchance  genommen hatte?

Die Doppelspitze von Beginn an? Xabi Alonso: „Es ist eine Möglichkeit“

Xabi Alonso jedenfalls wollte sich trotz des starken Bewerbungsschreiben von Boniface nicht festlegen, ob die Variante mit Schick und Boniface vorübergehend eine für die Startelf ist. „Es ist eine Möglichkeit“, antwortete der Leverkusener Trainer nur, „wir entscheiden, ob von Anfang an oder nach der Halbzeit. Aber heute hat es gut funktioniert. Heute hat es einen guten Impact gehabt. Ich freue mich.“ Eine Möglichkeit. Heute hat es gut funktioniert. Ob Bayer am Freitag nächster Woche im Heimspiel gegen den VfL Bochum wirklich mit der Doppelspitze Schick/Boniface startet, bleibt abzuwarten.

   

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