Das jüngste 0:4 in Dortmund belegte exemplarisch, wie sehr der SC Freiburg in der Offensive Dynamik und Tiefgang benötigt. Warum Patrick Osterhage keine passende Lösung auf der Zehn darstellt und die Hoffnung auf zwei zuletzt fehlenden Profis ruht.
Wieso das Fehlen einer Offensivkraft mit Tiefgang schmerzt
Nach dem kollektiv schwachen Auftritt beim 0:4 in Dortmund am Samstag gibt es diese Woche viel aufzuarbeiten beim SC Freiburg. „Es ist auch eine Chance, sehr, sehr ehrlich und selbstkritisch miteinander umzugehen“, hatte Julian Schuster nach der fast schon alljährlichen Klatsche in Dortmund gesagt.
Der Trainer-Novize muss nach einem starken Saisonstart, zuletzt aber nur zwei Zählern aus vier Partien, in denen der SC dreimal ohne eigenen Treffer bliebt, seine erste Talsohle durchschreiten. Es liegt auf der Hand, dass es vor allem in der Offensive klemmt. Dabei war die Angriffsleistung im vorletzten Ligaspiel bei Union Berlin (0:0) bis auf den Torabschluss ein Schritt in eine positive Richtung gewesen. Maßgeblich daran beteiligt: Eren Dinkci mit seiner bis dato besten Leistung im SC-Trikot.
Tempo und Tiefgang: Auch deshalb wurde Dinkci geholt
In Dortmund aber fehlte der schnelle Sommerzugang wegen einer bei der türkischen Nationalmannschaft erlittenen Knieblessur. Da es auch für Merlin Röhl (nach Syndesmoseriss) noch nicht für einen Einsatz reichte, stand nach dem Duell mit dem BVB auch diese Erkenntnis: Für das Offensivspiel des SC hat mindestens ein schneller und dynamischer Profi, der sich für Tiefenläufe eignet und im Umschalten für die gegnerische Defensive eine Bedrohung darstellt, eine hohe Bedeutung. Vor allem auch deshalb haben die Verantwortlichen Dinkci verpflichtet, der sich nach seiner starken Saison in Heidenheim als Rechtsaußen zuletzt immer besser zentral zwischen den Linien zurechtfand.
Die außen gesetzten Vincenzo Grifo (diese Saison 30,75 km/h, vorige Saison 32,50 km/h) und Ritsu Doan (31,62/33,58) haben viele Qualitäten – ein hoher Top-Speed gehört nicht dazu. Auch der bislang im Sturmzentrum gesetzte und jetzt nach seiner Roten Karte für drei Spiele gesperrte Junior Adamu (33,54/31,76) sticht in dieser Disziplin nicht besonders hervor (diese Saison teamintern Platz 8, Liga-Rang 118). Seine potenziellen und seit Sommer noch nicht oft in langen Sprints geforderten Vertreter Lucas Höler (31,26/33,56) und Michael Gregoritsch (28,54/30,93) auch nicht bzw. noch deutlich weniger.
Tempo und Tiefgang soll daher bislang der Zehner bzw. die hängende Spitze im 4-2-3-1 System beisteuern. Bis zu seiner Verletzung am 3. Spieltag erfüllten dieses Profil U-21-Nationalspieler Röhl (34,07/34,90) und seitdem Dinkci (35,44/36,41), der in der vergangenen Saison mit Bayerns Alphonso Davies der schnellste Spieler der Liga war.
Warum Osterhage trotz seiner Dynamik kein passender Ersatz ist
Das Fehlen der beiden versuchte Schuster in Dortmund mit Patrick Osterhage auf der Zehn aufzufangen. Der Sommerzugang bringt zwar auch Dynamik, Speed (34,66/34,58) und das Gespür für Tiefenläufe mit, fremdelte aber ansonsten mit der ungewohnt offensiveren Position. Und noch wichtiger: Das Fehlen seiner Dynamik auf der Doppelsechs, wo er auch eine wichtige Rolle in der Konterabsicherung spielt, machte sich deutlich bemerkbar.
Gerade gegen Kontrahenten mit schnellen und dynamischen Offensivakteuren haben die ballsicheren, aber vergleichsweise langsamen Routiniers Maximilian Eggestein (30,93/32,34) und Nicolas Höfler (30,11/32,04) auf der Sechs ihre Probleme. Das Tempodefizit ist sicher auch ein Grund, warum Schuster das Stammduo der vergangenen Jahre unter seiner Führung bisher nur dieses eine Mal in Dortmund gemeinsam starten ließ.
Große Hoffnungen für das wichtige Heimspiel am Samstag gegen Gladbach (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ruhen also darauf, dass Dinkci und Röhl wieder einsatzfähig sein werden oder zumindest einer von beiden. Vor allem bei Röhl ist im positiven Fall nach seiner wochenlangen Ausfallzeit davon auszugehen, dass seine Kraft noch nicht für 90 Minuten mit hoher Lauf- und Sprintintensität reichen wird.
Vergangenen Donnerstag hatte Schuster bei beiden einen Kaderplatz in Dortmund nicht ausgeschlossen, war dann aber ohne das Duo in die westfälische Metropole gereist. Ob es nun für die andere Borussia reicht, bleibt abzuwarten, dürfte aber keine kleine Rolle bei der Frage spielen, ob dem SC der Turnaround gelingt.