Vor Frankfurt: Marmoushs Schritte bei Wolfsburg, St. Pauli und Stuttgart

Drei kicker-Reporter berichten über Omar Marmoushs vorherige Stationen in Deutschland.

Die Eintracht ist die vierte Bundesliga-Station

Omar Marmoush erlebt aktuell bei Eintracht Frankfurt einen persönlichen Höhenflug. Zu dieser Leistungssteigerung musste sich der Ägypter hinentwickeln. Beigetragen haben dazu drei vorherige Stationen – ein Werdegang mit Höhen und Tiefen.

„Vorbildliche Ausbildung mit Nebengeräuschen“

Thomas Hiete über Omar Marmoushs Zeit beim VfL Wolfsburg zwischen 2017 und 2023

Im Grunde gelang dem VfL mit dem in Ägypten entdeckten Offensivtalent die perfekte Entwicklung. Omar Marmoush wurde geholt als Teenager, herangeführt in den U-Teams, als 21-Jähriger debütierte er 2020 unter Oliver Glasner in der Bundesliga. Schritt für Schritt ging’s weiter auf Leihstationen. Dann, 2022/23, die erste komplette Profisaison in Wolfsburg: 33 Einsätze, dabei 15-mal Startelf, was nicht reichte, um ihm einen Verbleib schmackhaft zu machen. Eine eigentlich vorbildlich vorangetriebene Ausbildung blieb für den VfL ohne Happy End in Form einer Vertragsverlängerung.

Weil es immer Nebengeräusche gab, weil Marmoush, so machte es den Anschein, sich nicht immer vollends wertgeschätzt fühlte. In Wolfsburg habe er keine Chance bekommen, sich über einen längeren Zeitraum zu zeigen, sagte er im April 2022, als er gerade noch beim VfB Stuttgart war, und kassierte dafür einen Rüffel von Wölfe-Manager Marcel Schäfer. Ein Interview gab er dann in seinem letzten VfL-Jahr nie. Im Sommer 2022 wollte er zum FC Brentford wechseln, Abschiedsgedanken waren seine ständigen Begleiter.

„Leidenschaftlich, mutig, mitunter waghalsig“

Sebastian Wolff über Omar Marmoushs Leihe zum FC St. Pauli von Januar bis Juni 2021

Die Zweifel waren groß im Januar 2021. St. Pauli stand auf einem Abstiegsplatz in der 2. Liga, und Sportchef Andreas Bornemann nahm in der kurzen Winterpause eine Kaderveränderung vor, die einer OP am offenen Herzen glich. Ein zentrales neues Organ sollte ein 21-jähriger Ägypter sein, ausgestattet mit der Erfahrung von sechs Kurzeinsätzen in der Bundesliga. Das klang wenig verheißungsvoll – und passte zu sechs Monaten voller Widersprüche.

Marmoush wurde eine gewisse Anlaufzeit prophezeit, aber er startete sofort durch, traf wenige Tage nach seiner Ankunft beim Heimdebüt gegen Holstein Kiel zum 1:1; mit seiner leidenschaftlichen und mutigen Spielweise, seinen mitunter waghalsigen Dribblings hätte er das Potenzial gehabt, das leicht entflammbare Millerntor anzuzünden, aber es regierte die Corona-Pandemie. Das für ein halbes Jahr geliehene Glück glänzte nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Doch auch ohne eine bebende Kulisse wurde den zu diesem Zeitpunkt wenigen Beobachtern schnell klar: Marmoush war ein Glücksfall, aber schon damals zu groß für St. Pauli.

„Noch nicht reif genug, vor allem mental“

Benni Hofmann über Omar Marmoushs Leihe zum VfB Stuttgart von August 2021 bis Juni 2022

Spät in der Sommertransferperiode 2021 lotste Sven Mislintat Marmoush leihweise zum VfB – nicht zuletzt, weil sich Sasa Kalajdzic schwer an der Schulter verletzt hatte. Dem starken Auftakt mit einem Treffer beim 1:1 gegen Frankfurt folgte eine durchschnittliche Hinrunde, in der Marmoush noch ein Tor und drei Vorlagen gelangen. In der Rückrunde hatte der damals 23-Jährige lediglich einen nennenswerten Auftritt mit Tor und Assist beim im Abstiegskampf extrem wichtigen 3:2 gegen den FC Augsburg.

Dass der Ägypter wiederholt die Premier League als Traum und Mo Salah als Vorbild bezeichnet hatte, sorgte angesichts der Darbietungen im VfB-Dress für Schmunzeln. Ganz offenkundig war Marmoush schlicht noch nicht reif genug, vor allem mental. Über sein Potenzial gab es keine zwei Meinungen. Hohes Tempo, feine Technik, klasse Schuss. Allerdings präsentierte er sich fahrig und schlampig im Passspiel. So passte er ein Stück weit zum damaligen VfB Stuttgart, der aus vielen, teils hoch veranlagten Ich-AGs bestand und daher bis zur letzten Sekunde um den Klassenerhalt bangen musste.

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