Union Berlin muss ab dem neuen Jahr erstmal ohne seinen Chefscout Oliver Ruhnert auskommen. Der 53-Jährige soll für die Wagenknecht-Partei in den Bundestag.
Chefscout kandidiert für Wagenknecht-Partei
Wie der 1. FC Union Berlin am Dienstag mitgeteilt hat, lässt Chefscout Oliver Ruhnert ab Januar 2025 seine Aufgaben im Klub vorerst ruhen. Der Grund: Der 53-Jährige hat das Präsidium des Klubs darüber informiert, dass er bei der kommenden Bundestagswahl kandidiert – als Spitzenkandidat der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht für das Land Berlin.
„Ab Januar wird er sich vollumfänglich den Wahlkampfaktivitäten für die voraussichtlich am 23. Februar 2025 stattfindende Bundestagswahl widmen“, heißt es in der Vereinsmitteilung.
Ein Stück Erfolgsgeschichte bricht weg
Ganz überraschend kommt die Nachricht nicht, denn Ruhnert hatte bereits gegenüber der Westfalenpost im vergangenen Sommer betont, dass „wenn ich in den Bundestag gewählt werden möchte, muss ich dies 2025 angehen. Ich könnte mir gut vorstellen, diesen Schritt zu gehen. Es wäre die letzte Möglichkeit dafür. Aus meiner Sicht bin ich danach zu alt.“ Ruhnert engagiert sich schon lange in seiner Heimat in der Lokalpolitik in Iserlohn und wechselte eben zuletzt zum Bündnis Sahra Wagenknecht. Für Union Berlin bricht damit allerdings erstmal ein wichtiger Baustein der vergangenen Erfolgsgeschichte weg.
Ruhnert hatte im August 2017 als Chefscout bei den Eisernen begonnen, ehe er im Sommer 2018 zum Geschäftsführer Profifußball befördert wurde. Der gebürtige Iserlohner landete einige Transfercoups, darunter die ablösefreien Verpflichtungen von unter anderem Stürmer Sheraldo Becker (jetzt Real Sociedad) oder auch Innenverteidiger Danilho Doekhi. Ihm ist es gemeinsam mit seiner Scoutingabteilung gelungen, Spieler nach Berlin-Köpenick zu lotsen, diese zu entwickeln, um sie dann wieder mit Profit zu verkaufen.
Wie lange ruht die Zusammenarbeit?
Mit Ruhnert als Sportchef schaffte Union Berlin den Sprung in die Champions League. Im Sommer war er dann auf eigenen Wunsch zurück in die Scouting-Abteilung gewechselt. Dennoch fädelte er einige Sommer-Deals ein, unter anderem die Transfers von Ivan Prtajin oder auch Laszlo Benes. In Zukunft wird der neue Sportchef Horst Heldt erstmal ohne seinen Chefscout auskommen müssen. Denn wie lange die Zusammenarbeit zwischen Ruhnert und Union Berlin ruhen wird, steht noch nicht fest.
Das hängt aber auch wohl damit zusammen, wie erfolgreich Ruhnert mit seiner Partei sein wird. „Ich arbeite unglaublich gerne für den 1. FC Union Berlin, ich liebe Fußball“, sagte Ruhnert. „Ich mag aber auch Politik sehr, und ich habe immer mehr das Gefühl, dass es jetzt einfach Leute braucht, die Quereinsteiger sind und die eine lange Historie in der Kommunalpolitik haben.“ So ist es auch nicht ganz ausgeschlossen, dass er gar nicht mehr zurückkehren und sich in Zukunft komplett auf die Politik konzentrieren wird.