Hoffenheims neuer Cheftrainer hat sich aus den Niederungen des österreichischen Fußballs bis in die Champions League hochgearbeitet.
Der neue TSG-Trainer lernte den Beruf von der Pike auf
Es gab in Hoffenheim schon mal einen Trainer, dessen malades Knie eine Spielerkarriere im Keim erstickte. Wie einst Julian Nagelsmann wurde deshalb auch Christian Ilzers Laufbahn früh auf die andere Seite der Außenlinie gelenkt. „Es war der Bubentraum, Profi zu werden, aber aufgrund von Knieverletzungen, war der schnell ausgeträumt“, erinnerte Hoffenheims neuer Chefcoach am Montag bei seiner Vorstellung, „also habe ich mir eine Alternative gesucht, die mich ausfüllt. Ich bin in den Trainerberuf reingewachsen.“
Gesunder Ehrgeiz
Und zwar vom untersten Level an. „Ich habe zunächst einen technischen Beruf erlernt und in einem Energieunternehmen gearbeitet“, erzählt Ilzer, „erst dann habe ich mich entschlossen, Sportwissenschaften zu studieren. Erstes Ziel war, Athletiktrainer auf Weltklasseniveau zu werden.“ Der 47-Jährige war also von jeher von einem gesunden Ehrgeiz getrieben und erkundet das Berufsfeld aus mehreren Perspektiven aus, als Spielertrainer, als Athletikcoach, als Assistent und schließlich als Cheftrainer.
„Ich habe in der untersten Spielklasse begonnen“, sinniert Ilzer über seine Anfänge in der 8. Liga Österreichs. Neulich erst kam ihm das am Rande der knappen 0:1-Niederlage im Champions-League-Spiel mit Sturm Graz bei Borussia Dortmund wieder in den Sinn. „Vor 20 Jahren hat mir meine Frau noch auf Holzbänken zugeschaut und jetzt in Dortmund“, resümierte der Aufsteiger, „ich komme von ganz unten und bin Step für Step hochgekommen.“
„Auf meinem Konto war es lange ein Nullsummenspiel, ich habe alles in Ausbildung und Familie investiert.“ (Christian Ilzer)
In unterschiedlichen Ligen und Rollen. „Etwa vor zehn Jahren hat sich das Gefühl entwickelt, Cheftrainer zu werden, das war in mir drin, das habe ich gespürt, das war in der vierten Liga“, erinnert sich Ilzer, der sich mit viel Fleiß und auch finanziellem Einsatz immer weiterbildete und nach oben kämpfte. „Auf meinem Konto war es lange ein Nullsummenspiel, ich habe alles in Ausbildung und Familie investiert“, so Ilzer, „es hat Jahre gedauert, bis ich auf das Level gekommen bin, wo was übrig bleibt.“
Hat sich gelohnt. Mit Sturm Graz hat der 47-Jährige zuletzt die Dominanz von Österreichs Serienmeister RB Salzburg durchbrochen, gewann beide nationalen Titel und greift nun erstmals auch jenseits der Landesgrenzen an. „Die deutsche Bundesliga ist eine Top-Fünf-Liga, ein absolutes Ziel für einen österreichischen Trainer“, so Ilzer, der auf dem Weg dorthin namhaften Kollegen über die Schulter schaute, etwa bei Bayern München oder Eintracht Frankfurt. „Ich habe mich intensiv mit Spielstrategien auseinandergesetzt und habe viel hospitiert bei Weltklassetrainern“, sagt der Wissbegierige, „ich bin mit Adi Hütter sehr gut connected.“
Hohe Intensität, hohes Tempo, schnörkelloses Vertikalspiel
Über die Jahre hat er so einen Spielstil entwickelt, der zu ihm passt und den er verinnerlicht hat. „Ich kann nur das vermitteln, was ich in mir fühle, dafür kann man dann auch stehen und es weitergeben“, erklärt Ilzer, dessen Kurzformel in etwa so lautet: Hohe Intensität, hohes Tempo, schnörkelloses Vertikalspiel, aggressives Gegenpressing, sofortiges Umschalten in beide Richtungen.
„Das hat sich über viele Jahre entwickelt. Ich habe für mich für alle Phasen des Spiels Lösungen gefunden“, so Ilzer, „Intensität, Aktivität, präsent und im Kopf flexibel zu sein, aber auch genügend Freiraum für Individualität geben. Das wollen wir vermitteln, in einer Phase, in der nicht viel Zeit ist.“ Bereits am Samstag ist mit Leipzig der Tabellenzweite in Sinsheim zu Gast. Aber Ilzer kennt sich ja bestens aus gegen RB-Fußball.