Die Verletzungssorgen bei Borussia Dortmund sind riesig. Trainer Nuri Sahin muss schon am Dienstag beim VfL Wolfsburg experimentieren und jungen Talenten eine Chance geben.
Ryerson, Sabitzer und Anton neu im Lazarett
Dann saß auch noch Julian Ryerson auf dem Rasen des Augsburger Stadions. Der Rechtsverteidiger hatte sich bereits durch die vergangenen Wochen gequält, mal mit Grippe, nun erneut mit Adduktorenproblemen. Jetzt ging es nicht weiter. Der nächste Ausfall, nachdem am Samstag zur Pause bereits Marcel Sabitzer mit Rückenproblemen und Waldemar Anton mit Beschwerden im Bereich Hüfte und Oberschenkel vom Platz mussten. „Das habe ich auch noch nie erlebt, dass wir dreimal wegen Verletzungen wechseln mussten“, sagte Trainer Nuri Sahin nach der 1:2-Niederlage fast resignierend.
Dortmund fehlen acht Startelf-Kandidaten
Die drei Neu-Verletzten gesellen sich im Lazarett zu Karim Adeyemi, Giovanni Reyna, Julien Duranville, Niklas Süle und Yan Couto, die allesamt noch bis mindestens zur kommenden Länderspielpause Mitte November ausfallen werden, einige womöglich sogar länger. Acht fehlende Startelf-Kandidaten in einem ohnehin schon auf Kante genähten Aufgebot.
Im Pokalspiel beim VfL Wolfsburg am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) muss Sahin improvisieren, experimentieren, puzzeln. Sabitzer, Anton und Ryerson werden bis dahin wohl nicht zurückkehren, bei ihnen besteht zumindest Hoffnung mit Blick auf das verhinderte Topspiel am kommenden Samstag gegen RB Leipzig. Absehbar ist das am Sonntag davor aber noch nicht.
Youngster sollen in Dortmund ihre Chance bekommen
Die Lücken in der Kaderplanung werden nun offensichtlich. Bereits in der vergangenen Saison fehlten in Innen- und Außenverteidigung Spieler als Alternativen, auch deswegen wurde im Winter Ian Maatsen nachverpflichtet. In die aktuelle Saison ging der BVB erneut mit gerade sechs gestandenen Profis für die Viererkette. Dahinter sollten unerfahrene Youngster wie Innenverteidiger Filippo Mané oder Linksverteidiger Almugera Kabar ihre Chance bekommen, wenn es eng wird, so der Plan. Nun ist dieser Zeitpunkt gekommen. Kabar feierte am Samstag bereit sein Profi-Debüt, das aber mit der Gelb-Roten Karte in der Nachspielzeit denkbar unglücklich geriet.
„Wir werden elf Spieler auf den Platz bekommen“, sagt Sahin kämpferisch: „Deswegen haben wir uns für diesen Weg entschieden.“ Der Coach und Sport-Geschäftsführer Lars Ricken kennen ihn aus eigener Erfahrung. Und er beinhaltet eben auch, vielversprechende Talente aus U 19 und U 23 ins kalte Wasser zu werfen. „Bei Borussia Dortmund ist aus der Not auch schon etwas erwachsen. Jetzt sind die Jungs dran“, findet Sahin. Allerdings wäre es für den Trainer sicher schöner gewesen, seinen Talenten die ersten Schritte unter weniger Druck ermöglichen zu können.
Campbell und Wätjen Kandidaten gegen Wolfsburg
Mindestens ein Startelf-Mandat muss Sahin beim VfL aller Voraussicht nach an einen Jungen aus seinem Kader vergeben – wohl hinten rechts oder in der Innenverteidigung. Es wird auch davon abhängen, auf welcher Ausweich-Position der flexible Emre Can spielen wird, der Kapitän agierte zuletzt in Madrid als Rechtsverteidiger, in Augsburg neben Nico Schlotterbeck innen – beide Male allerdings war er an Gegentreffern beteiligt.
Von den Leistungen in der bisherigen Saison und erster Vor-Erfahrungen sind auch der offensive Außen Cole Campbell und der zentrale Mittelfeldspieler Kjell Wätjen Kandidaten, die schnell zur Option als Einwechselspieler oder sogar von Beginn an sein können. Aus der U 23 standen zuletzt zudem Ayman Azhil (23, zentrales Mittelfeld) und Yannik Lührs (21, Innenverteidigung) im Kader. Einige von ihnen werden schnell zu Profi-Minuten kommen.