Inzwischen ist Freiburgs Stamm-Innenverteidiger Philipp Lienhart auch im Nationalteam gesetzt und zeigt gerade wieder seine Torgefährlichkeit. Welchen Effekt Vaterfreuden haben und was SC-Coach Julian Schuster und Sportvorstand Jochen Saier am Österreicher schätzen.
Beflügelnde Vaterfreuden – was Schuster und Saier am Österreicher schätzen
Als der SC Freiburg in der Saison 2021/22 auf Platz sechs sowie ins DFB-Pokalfinale durchstartete, war Philipp Lienhart der torgefährlichste Abwehrspieler der gesamten Bundesliga. Fünf Treffer erzielte der Freiburger Innenverteidiger seinerzeit in 32 Liga-Einsätzen. In der Spielzeit davor hatte der Österreicher bereits viermal in 34 Partien getroffen. Eine starke Quote.
Seitdem waren es „nur“ drei Tore in 51 Ligaspielen, das jüngste Kopfballtor am vergangenen Samstag beim 3:1 gegen Augsburg mitgerechnet. Mit Blick auf die beiden Treffer direkt davor fürs Nationalteam in den Spielen gegen Kasachstan (4:0) und Norwegen (5:1) hat Lienhart jedoch eine neue „Goalgetter“-Serie gestartet. Im ÖFB-Dress waren es die Tore zwei und drei in nun 27 Einsätzen.
Leistungsschub durch Vaterfreuden?
Ob Lienharts neue Torgefährlichkeit auch damit zusammenhängen könnte, dass er kürzlich erstmals Vater wurde? „Das kann definitiv beflügeln, auch Druck und Fokus vom Fußball nehmen. Das kann total helfen, abzuschalten und wegzukommen vom Alltäglichen. Das macht auf jeden Fall etwas aus“, sagt sein Vereinstrainer Julian Schuster, selbst vierfacher Vater.
Lienharts Stärke bei offensiven Standardsituationen beruht aber natürlich auch auf emotionsunabhängigen Qualitäten: „Es war auch vorher schon so, dass Philipp sehr torgefährlich sein kann. Er hat ein sehr gutes Gespür für Laufwege und ein gutes Timing“, lobt Schuster, der 2017/18 noch eine Saison lang Teamkollege von Lienhart war: „Er braucht auch nicht immer einen wahnsinnig langen Anlauf, macht manchmal auch nur zwei, drei Schritte sehr clever. Wenn die Bälle kommen, ist er bereit.“
„Philipp hat bei uns einen besonderen Weg genommen und ist eine absolute Konstante.“ (Sportvorstand Jochen Saier über Lienhart)
Das sei aber „nur ein Bestandteil“ des Innenverteidigers. „Das Wichtigste ist“, betont Schuster naturgemäß mit Blick auf Lienharts Kernaufgabe, „wie er verteidigt. Da war er schon gegen Bremen sehr aufmerksam, hat viele Bälle antizipiert und sehr gut verteidigt. Das zeichnet Philipp in erster Linie aus. Er hat eine tolle Einstellung, gibt Vollgas im Training.“ Was sich der abseits des Rasens eher zurückhaltend bis schüchtern auftretende Lienhart über die Jahre zusätzlich angeeignet hat: „Er ist auf dem Platz ein Antreiber, auch lautstark im Spiel bei den Kommandos, das gefällt mir sehr gut“, sagt Schuster.
Lienhart ist seit Jahren eine verlässliche Säule beim SC. Auch diese Saison stand der 1,89-Meter-Mann bei allen acht Pflichtspielen in der Startelf. Anfangs agierte er neben Youngster Max Rosenfelder im Abwehrzentrum und bildet dort nun wieder mit dem noch erfahreneren langjährigen DFB-Nationalspieler Matthias Ginter das seit 2022 etablierte Stammduo, das an guten Tagen zu den besten Gespannen der Liga zählt.
Lienhart, 2017 von Real Madrid Castilla gekommen, hat seit 2018 stets eine Zweikampfquote über 60 Prozent aufzuweisen, ist auch defensiv in der Luft sehr verlässlich und in jüngster Zeit durch mutigeres Anrücken und präzise lange Bälle auch im Aufbau noch wertvoller geworden. „Philipp hat bei uns einen besonderen Weg genommen und ist eine absolute Konstante. Seit Jahren hat er sich, von kleineren Schwankungen abgesehen, auf einem sehr hohen Leistungsniveau eingependelt. Darüber freuen wir uns total“, lobt Sportvorstand Jochen Saier.
Auch im Nationalteam mittlerweile ein Anker
Dadurch hat sich Lienhart inzwischen trotz starker Konkurrenz beim ÖFB auch unter Trainer Ralf Rangnick zum Anker entwickelt. „Im Nationalteam musste sich Philipp mit Geduld reinarbeiten, obwohl er schon vor Jahren bei uns konstant gut gespielt hatte. Inzwischen hat er sich seinen Platz im ÖFB-Team auch absolut zu Recht erkämpft“, sagt Saier.
Am Samstag, wenn der Dritte Freiburg beim Zweiten aus Leipzig zum Topspiel antritt, wird es wieder auf beiden Seiten des Feldes auf Lienharts Vorzüge ankommen. In der Defensive bekommt er es nach dem Ausfall von Xavi Simons wohl unter anderem mit seinem ÖFB-Kollegen Christoph Baumgartner zu tun. Der hat das jüngste „Torjägerduell“ mit Lienhart verloren, hatte als Offensivkraft nur gegen Kasachstan einmal getroffen.