Tickets für Eintracht-Heimspiele sind heiß begehrt. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auch kurzfristig an Karten zu kommen. Ab dem kommenden Heimspiel gegen Gladbach werden in der Bundesliga zudem pro Heimspiel bis zu 1000 Freikarten an Vereine und Schulklassen verteilt – eine vorbildliche Aktion.
Schulen und Vereine können sich bei der Eintracht künftig für Freikarten bewerben
Wer als Eintracht-Fan in Besitz einer der 35.000 Dauerkarten ist, befindet sich auf einer Insel der Glückseligen. Alle anderen brauchen viel Geduld und ein starkes Nervenkostüm. Der Pokalsieg 2018 und der Gewinn der Europa League 2022 haben einen bis dahin nicht gekannten Hype um die Eintracht ausgelöst. Selbst für die sporadischen öffentlichen Trainingseinheiten muss man sich mittlerweile ein kostenloses Ticket sichern. So will der Verein sicherstellen, dass nicht mehr als 1000 Fans kommen, was die Kapazitäten am Rande des Trainingsplatzes sprengen würde.
Alle Hinrundenspiele ausverkauft – Hellmanns glänzende Idee
Der Vorverkauf für die Heimspiele in der Hinrunde ist längst abgeschlossen, am Mittwochmittag gab es in der Ticketbörse für kein einziges Spiel eine Karte. Die Nachfrage ist selbst gegen vermeintlich unattraktive Gegner stets größer als das Angebot. Als Mitglied hat man bessere Chancen, da man an einem exklusiven Vorverkauf teilnehmen kann. Das ist der Hauptgrund für den explosionsartigen Anstieg der Mitgliederzahlen auf inzwischen über 140.000. Um trotz dieser Barrieren auch weiterhin neue, junge Fans über das Stadionerlebnis zu gewinnen, hatte Axel Hellmann im Sommer 2022 eine glänzende Idee.
„Die Mama und der Papa müssen abends beim Grillen zu den Nachbarskindern sagen können: ‚Kommt, ich nehme euch morgen mit ins Stadion.‘ Deshalb werden wir für jedes Spiel, auch wenn es eigentlich ausverkauft ist, 1000 Stehplatzkarten für Spontanentschlossene bereithalten“, kündigte der Vorstandssprecher an, „diese Spontanität ist wichtig, um neue Fans für den Fußball zu begeistern. Je jünger sie sind, umso günstiger muss man das gestalten.“
Während der Saison 2022/23 wurde die Nordwestkurve umgebaut, die Sitzplätze im Oberrang in Stehplätze verwandelt. Insgesamt entstanden durch den Umbau etwa 12.000 neue Stehplätze, die Stadionkapazität erhöhte sich von 51.500 auf 58.000 Plätze. Ursprünglich sollte Hellmanns Vorhaben nach dem Umbau bereits in der vergangenen Saison umgesetzt werden, passiert ist aber nichts. Auf Nachfrage erfuhr der kicker, dass die Idee verworfen wurde. Das hängt mit der virtuellen Ticketbörse zusammen, in der jeder seine Eintrittskarte zum Originalpreis verkaufen kann. Diese Möglichkeit führt dazu, dass es im Stadion außerhalb des nicht immer ausverkauften Gästebereichs so gut wie keine leeren Plätze gibt.
„Weit über 1000 Karten aus sämtlichen Preiskategorien“
„Durch die Wiedereinführung der sogenannten ‚Ticketbörse‘ in der letzten Saison haben wir sogar noch ganz andere Möglichkeiten für Kurzentschlossene geschaffen, als ursprünglich beabsichtigt. In den letzten 48 Stunden vor dem Spiel gibt es – selbst bei Heimspielen wie gegen den FC Bayern – weit über 1000 Karten für Sitz- und Stehplätze aus sämtlichen Preiskategorien“, erklärt der unter anderem für Fanangelegenheiten zuständige Vorstand Philipp Reschke auf kicker-Anfrage. Er betont: „Die Möglichkeit zur Teilhabe an unseren Heimspielen ist also für alle Kurzentschlossenen, ob Sitzer, ob Steher, ob groß oder klein auch sehr kurzfristig und variabel gegeben.“
Der Praxis-Test beim Heimspiel gegen Hoffenheim fiel allerdings ernüchternd aus. In den Tagen vor dem Spiel schaute sich der kicker zu verschiedenen Zeiten in der Ticketbörse um. Meist waren keine Karten verfügbar. Am Donnerstag wurden um 20.55 Uhr plötzlich zwei Tickets nebeneinander nahe des Gästebereichs angezeigt. Doch noch bevor man sie anklicken konnte, waren sie binnen eines Sekundenbruchteils wieder weg. Am Samstagmorgen um kurz vor neun Uhr dann ein Treffer: Ein Ticket in Block 18 B landet im Warenkorb. Kostenpunkt: 37 Euro. Da kann man nicht meckern.
Doch wer will schon allein unter Fremden auf der Tribüne sitzen? Ein gemeinsamer Stadionbesuch, wie von Hellmann angedacht, stellt für Kurzentschlossene und Nichtmitglieder weiterhin eine große Herausforderung dar. Die besten Chancen auf Karten hat man erfahrungsgemäß, wenn ein, zwei Tage vor einem Heimspiel nicht verkaufte Gästetickets angeboten werden. Wer dann zum richtigen Zeitpunkt in der Ticketbörse ist, kann problemlos mehrere Sitzplatztickets nebeneinander erwerben. Doch es ist ein Geduldspiel, für das man ein gutes Nervenkostüm benötigt.
1000 Freikarten für Schulen und Vereine
Allerdings: Auch wenn man Hellmanns ursprüngliche Idee zu Ende denkt, wäre Frust vorprogrammiert. Man kann sich leicht den gewaltigen Ansturm vorstellen, wenn am Tag vor einem Heimspiel zu einer bestimmten Uhrzeit 1000 günstige Stehplatztickets verfügbar wären. Eine virtuelle Warteschlange mit zigtausend Interessenten würde für mehr enttäuschte als glückliche Gesichter sorgen.
Ab dem kommenden Heimspiel gegen Gladbach werden allerdings trotzdem auch Kinder und Fans ins Stadion kommen können, die heute noch gar nicht daran denken. Für jedes Bundesliga-Heimspiel werden bis zu 1000 Freikarten an Schulen und Vereine verteilt – eine vorbildliche Aktion. Die Bewerbungsphase soll nach kicker-Informationen Ende dieser Woche starten. Damit wird eingelöst, was Hellmann schon 2020 im Rahmen der symbolischen Übergabe des Stadionschlüssels angekündigt hatte. Mit den Freikarten solle sichergestellt werden, dass „der Fußball kein reiner Elitenzirkel wird“, sagte er damals.
Dazu beitragen soll auch eine weitere Erhöhung der Stadionkapazität. Viel lässt sich zwar nicht mehr herausholen, doch unter anderem durch eine Verkleinerung der Pressetribüne soll die Kapazität in nicht allzu ferner Zukunft auf etwa 60.000 Plätze steigen. Das wären 2000 Plätze mehr als bislang. Doch auch die werden im Handumdrehen vergriffen sein. Wetten, dass..?